Gaaaanz lustig!

Ottmar Hitzfeld gibt Auskunft und sagt dennoch nicht, was alle wissen wollen: Wie sieht der neue FC Bayern aus?

MÜNCHEN taz ■ Ottmar Hitzfeld musste lachen. So richtig von Herzen. Wie man halt lacht, wenn einem gerade ein prima Spaß gelungen ist. Dabei hatte er noch keinen einzigen Buchstaben gesagt, und die Reporter-Frage an den Bayern-Coach war auch nicht gerade von überbordender Komik geprägt. Ob er denn vom deutlichen Mailänder Sieg gegen Manchester überrascht sei, wollte der Journalist wissen. Nach dem ersten Losprusten schaffte es Hitzfeld zu sagen: „Wer uns ausschaltet, kann nicht schlecht sein.“ Prustete nochmal so schön, dass man fast alle Lachfalten zählen konnte, und sagte: „Kann nicht soooo schlecht sein.“ Hihi, gar lustig ist’s derzeit beim FC Bayern. Titel futsch, Champions League futsch, Mannschaft am Boden, Führungsriege ratlos, Transferchaos, Ärger mit Bremen und den Statuten – wenn’s nicht so traurig wäre, wäre es in der Tat sehr lustig.

Hitzfeld hat sich nach seinem Ausritt ins komische Fach schnell wieder im Griff gehabt, im routiniert vorgetragenen Expertenduktus das „beste Mittelfeld der Welt“ gelobt und – natürlich – das des AC Mailand gemeint. Es war die erste Pressekonferenz des FC Bayern nach den Wirrungen um Miroslav Klose, und es ging um alles: das Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach („Wir werden uns nicht kampflos ergeben“), die Sperren von van Bommel und Salihamidzic („Dafür spielen Görlitz rechts und Demichelis mit Ottl zentral“), die Aufstellung gegen Gladbach („van Buyten rückt wieder in die Innenverteidigung, Mehmet Scholl wird von der Bank kommen“), das Aussetzen von Oliver Kahn zugunsten Michael Rensings („Ich will damit keinen Konkurrenzkampf anheizen: Oliver Kahn bleibt die Nummer eins und das weiß auch Michael Rensing“), und die Trainingswoche mit dem ein oder anderen Talent aus Hermann Gerlands Amateurmannschaft war auch Thema. Tabu dagegen: die Wechselbörse.

„Wir werden zu keinem Namen mehr irgendetwas sagen. Das Spekulieren überlassen wir Ihnen.“ Sprach’s und wünschte noch „einen schönen Tag“. Tags zuvor hatte Hitzfeld auf der Vereins-Homepage immerhin zugestanden: „Wir haben viele Gespräche und ich sehe mir zu Hause viele Videos an.“ Und: „Die Fans müssen noch etwas Geduld haben und dürfen sich nicht immer darauf verlassen, was in der Zeitung steht. Die Gerüchteküche brodelt langsam über.“ Wohl wahr, in der Bewerberschar den Überblick zu behalten dürfte den Chefeinkäufern Hoeneß und Rummenigge nicht so leicht fallen.

Nur: Was stellen all diese Transfer-Meldungen und Nicht-Meldungen mit dem vorhandenen Personal an? Wie verkraftet es ein anerkannt sensibler Stürmer wie Roy Makaay, dass man am liebsten zwei neue Mittelstürmer einkaufen würde? Roque Santa Cruz hat sich im Kicker praktisch schon verabschiedet: „Für mich ist das Thema FC Bayern eigentlich erledigt.“ Claudio Pizarro hat schon kundgetan, dass er sich eine Rückkehr zu Werder durchaus vorstellen kann. Von schnellen Flügelspielern ist ständig die Rede, die den kopfballstarken Luca Toni bedienen sollen – doch wie sieht es in der Zentrale aus? Van Bommel? Schweinsteiger? Oder doch José Ernesto Sosa, der Neue aus Argentinien? Und erst die Defensive! Was tun mit van Buyten, Lucio, Ismael? Man weiß es nicht.

Hitzfeld lässt derweil den Nachwuchs mittrainieren: Louis Clement Ngwat-Mahop (19), Stefano Celozzi (18), Mats Hummels (18). Und versucht, sich die Laune nicht verderben zu lassen. Immerhin: Beim Champions-League-Finale ist er dabei – als Co-Kommentator, Mikro in der Hand, ganz entspannt. Diesen Abend wird er sich anders vorgestellt haben. THOMAS BECKER