Eon expandiert gen Osten

Energiekonzern stellt bei Hauptversammlung Pläne für Atomkraftwerke im Ausland vor

ESSEN dpa/taz ■ Nach der gescheiterten Übernahme des spanischen Versorgers Endesa plant der Energieriese Eon den Einstieg in den russischen Strommarkt. Das machte Vorstandschef Wulf Bernotat gestern auf der Hauptversammlung der Eon AG in Essen deutlich.

„Interessant ist ein Einstieg in die russische Stromwirtschaft“, sagte Bernotat auf Fragen der Aktionäre zu den Expansionschancen des größten deutschen Energiekonzerns. Russland ist nach seinen Worten der viertgrößte Strommarkt der Welt. Wachstumsmöglichkeiten würden sich durch die Privatisierung von Unternehmen ergeben. Neben Russland gilt auch die Türkei als interessanter Markt.

Aktionäre äußerten ihre Erleichterung, dass Eon nicht 42 Milliarden Euro für Endesa zahlt. Daneben wurde aber auch Kritik am Vorstand laut, der nicht so geschickt wie die Konkurrenten im Übernahmekampf agiert habe. Eon sicherte sich am Ende des langen Übernahmekampfes mit dem italienischen Energiekonzern Enel und dem spanischen Konzern Acciona ein Beteiligungspaket im Wert von rund 10 Milliarden Euro.

Das entspreche knapp einem Drittel der weltweiten Erzeugungskapazität von Endesa, verteidigte Bernotat das hartnäckige Ringen. Das vereinbarte Beteiligungspaket ermögliche vor allem den Eintritt in den spanischen Markt und eine deutliche Verbesserung der Position in Italien.

Eon will sich zudem am Ausbau der Atomenergie in Europa beteiligen. Der Konzern prüfe verschiedene Projekte in England, Finnland, Rumänien und Bulgarien. In Deutschland halte sich Eon an die Vereinbarungen zum Atomausstieg. Angesichts des Klimawandels sprach sich Bernotat zugleich aber auch für eine neue politische Debatte über die künftige Rolle der Kernenergie aus. „Ein deutscher Ausstieg aus der Kernenergie ist mit der europäischen Klimapolitik nicht vereinbar. Denn sie kann nicht klimaneutral ersetzt werden.“ Eon ist der größte Produzent von Atomstrom in Deutschland.

Umweltschützer hatten wiederholt gegen die Atompolitik des Energiekonzerns protestiert. Zusammen mit finnischen, russischen und slowakischen Umweltschützern machte die Organisation Urgewald am Rande des Hauptversammlung auf den Atom-Export aufmerksam. Es sei unakzeptabel, dass deutsche Firmen das atomare Risiko ins Ausland exportieren, wo nicht einmal schwache Standards eingehalten werden, sagte Jan Baranek von Greenpeace Slowakei.