„Ernste Gefahr für Europa“

SZENISCHE LESUNG Schauspieler tragen rechtspopulistische Reden vor – um aufzuklären

■ 29, Politikwissenschaftler und Berater beim „Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus“.

taz: Herr Jellonnek, wie kamen Sie darauf, rechtspopulistische Reden vorzutragen?

Fabian Jellonnek: Es ist eine szenische Lesung. also ein künstlerisches Statement wider der Verharmlosung von Rechtspopulismus.

Besteht nicht die Gefahr, durch die Lesung erst ein Forum zu bieten?

Es findet eine Einordnung statt. Wenn man eine Rede des Engländer Nigel Farage oder des Ungarn Victor Orban hört, soll erkennbar werden, mit welchen Ressentiments sie argumentieren und was dahinter steckt: eine ernste Gefahr für Europa.

Inwiefern?

Rechtspopulisten verändern den gesellschaftlichen Diskurs und machen Vorurteile salonfähig. Sie erreichen weite Kreise der Gesellschaft bis in die Mitte hinein.

Rechtspopulisten sehen sich im Rahmen des Gesetzes…

Es mag sein, dass ihnen das gelingt. Gefährlich ist ihr Thementableau: Innere Sicherheit, Zuwanderung, Anti-Islam-Themen und Familienpolitik im weitesten Sinne. Dabei machen sie als Ursache von Problemen immer bestimmte Gruppen aus, die sie dann ausgrenzen wollen, um das Problem zu lösen. Das ist nicht strafbar, trotzdem werden so gezielt Menschengruppen abgewertet.

Was erwarten Sie für die Bremer Bürgerschaftswahl im Mai?

Rechtspopulisten werden Innere Sicherheit zum Thema machen und auch hier einfache Antworten präsentieren. Ich empfehle, immer wieder aufzuklären und zu widersprechen, auch wenn es mühsam ist. Man darf nicht glauben, ihnen zu schaden, wenn man sich ihre Themen zu eigen macht.  Interview: jpb

19 Uhr, Atelierhaus Roter Hahn, Gröpelinger Heerstraße 226