Streit bei der Gewoba eskaliert

Betriebsversammlung will den Rücktritt der Betriebsratsvorsitzenden. Aufsichtsrat zwingt den Chef zum Benimm-Kurs

Nach einer langen und hitzigen Betriebsversammlung bei der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba forderte die überwältigende Mehrheit der MitarbeiterInnen am Donnerstag die Betriebsratsvorsitzende Maren Bullermann (SPD) zum Rücktritt auf. Hintergrund ist zum einen ein Streit um den Arbeitsstil der Betriebsrätin, die vor einem Jahr den Betriebsratsvorsitzenden Jörg Neitzel abgelöst hat. Hintergrund ist zum anderen der Streit um Gewoba-Chef Manfred Sydow. Denn die Betriebsratsfraktion, zu der Bullermann gehört, will Sydows Vertrag nicht verlängern.

Unter Sydow, so begründet Bullermann ihre Position, seien die Sitten im Unternehmen verwildert: Es gebe Diskriminierung, Willkür, es würde gegen Gesetze verstoßen. Einen derartigen Umgang mit den MitarbeiterInnen habe es vorher nicht gegeben. Zudem kursiert ein Fall, wonach Sydow einer Betriebsrätin drohend zu nahe getreten sein soll, die im Aufsichtsrat nicht für seine Vertragsverlängerung zu stimmen drohte. Er musste sich später persönlich entschuldigen. Seinen Chauffeur soll er mit Dienstwagen nach Bremerhaven geschickt haben, um für ihn Aal zu kaufen.

Als es auf der jüngsten Aufsichtsratssitzung um seine Vertragsverlängerung ging, da waren solche Fragen des Umgangs das Hauptthema – nicht seine Geschäftspolitik, die sehr unterschiedlich bewertet wird. Nicht um fünf – wie von Sydow gewünscht – sondern nur um drei Jahre will der Aufsichtsrat seinen Vertrag verlängern. Er beschloss gleichzeitig für den Unternehmenschef ein „Coaching“. Das sei im Grunde ein „Benimm-Kurs“, zu dem der Chef verdonnert wurde, spottet man bei der Gewoba. Und Hubert Schulte, der Chef der Senatskanzlei, drohte in der Aufsichtsratssitzung, dass beim nächsten Vorkommnis seine Geduld am Ende sei.

Die Betriebsratsvorsitzende Bullermann, die am 13. Mai auf der SPD-Liste auf dem nicht aussichtslosen Platz 37 kandidiert, will weder zurücktreten – noch darauf verzichten, im Sommer den Stellvertreter-Platz an der Spitze des Aufsichtsrates von ihrem Vorgänger Neitzel zu übernehmen. Neitzel, dem eine zu große Nähe zur Unternehmensführung und zu Sydow nachgesagt wird, wollte sich zu dem Konflikt nicht öffentlich äußern. Der Betriebsrat werde die Diskussion der Betriebsversammlung gründlich „auswerten“, sagt Bullermann. Sie sieht sich als Opfer eine Kampagne von Führungskräften, die ihr in einem intern verbreiteten Papier „grobe Pflichtverletzungen“ vorwerfen – ohne das näher zu begründen. „Ungeheuerlich“ findet Bullermann den internen Stil.

Umgekehrt wird ihr Konflikt-Kurs gegenüber der Unternehmensführung kritisiert. Jüngster Anlass: Der Betriebsrat lehnte ein „Ziel- und Prämiensystem“, das zunächst für Führungskräfte eingeführt werden sollte, ab. Allerdings war sie vor einem Jahr gerade wegen der von ihr vertretenen härteren Gangart zur Vorsitzenden in der Interessenvertretung gewählt worden. kawe