Zusammen cool sein

Mit dem Projekt „Crossover“ bringen Prominente Schüler aus Wilhelmsburg, Altona und Othmarschen in Kontakt

„Ich hab davon gerappt, wie viel ich kiffe und schon kamen die Kids mit einem Joint in der Hand bei mir an und sagten: He Samy, guck mal, ich kiffe jetzt auch“, erinnert sich Samy Deluxe. Da habe er sich gedacht: „Wenn die Kids etwas Negatives machen, wenn ich es sage, vielleicht machen sie dann auch etwas Positives, wenn ich es sage.“

Der Hamburger Rapper ist Mitbegründer von „Crossover“, einer Aktion, die rund 70 SchülerInnen von drei Hamburger Schulen zu Basketball oder alternativem Rap-Deutschunterricht mit eben diesem Samy Deluxe zusammenbringt. Den Sportkurs leitet der ehemalige Nationalspieler Marvin Willoughby. „Der Sinn von Crossover ist, dass wir aus drei Gruppen ein Team machen“, sagt er.

Die drei Gruppen sind SchülerInnen der Gesamtschule Kirchdorf in Wilhelmsburg, der Max-Brauer-Schule in Altona und des Christianeums in Othmarschen. Das Ziel der Aktion sei nicht, aus den SchülerInnen erfolgreiche Rapper oder Basketballer zu machen, sagen Deluxe und Willoughby, sondern den Kindern zu zeigen, wie man als Menschen miteinander funktioniert. „Man ist viel größer, als man sich selbst einschätzt“, sagt Rapper Deluxe. Der Sohn eines sudanesischen Vaters und einer deutschen Mutter weiß, wovon er redet: Als Schwarzer in Deutschland hatte er es oft nicht leicht, und bis heute dreht sich in seinen Texten viel um die Suche nach Identität. „Ich will jungen Menschen helfen“, sagt er. „Und es ist scheißegal, ob sie weiß, schwarz, Türke oder was auch immer sind.“

Bei der Organisation des Projekts waren aber am Anfang viel banalere Dinge ein Problem, zum Beispiel, die SchülerInnen alle an einen Ort zu bringen. Der 16-jährige Baris kommt von der Schule in Wilhelmsburg. Es dauere 45 Minuten, um nach Othmarschen zu kommen, und Basketball gespielt werde nur eine Stunde, sagt er. „Trotzdem lohnt es sich.“

Julia von Dohnanyi, die dritte im Bunde von „Crossover“, kennt das Problem: „Die Kinder, die viel fahren, verlieren Schulzeit.“ Glücklicherweise könnten die SchülerInnen aus Wilhelmsburg früher gehen, um pünktlich in Othmarschen zu sein. Der zweifachen Mutter Dohnanyi geht es wie Samy Deluxe und Marvin Willoughby darum, dass Kinder aus unterschiedlichen Bezirken etwas gemeinsam machen.

Samy Deluxe bringt es so auf den Punkt: „Ich will, dass die Kids wissen, dass sie mit verschiedenen Menschen in verschiedenen Kontexten cool sein können.“

Von Dohnanyi, Deluxe und Willoughby planen bereits jetzt ein Zentrum, in dem Kindern stetig Raum und Zeit für Musik und Sport zur Verfügung steht. Das Projekt „Crossover“ soll dafür nur den Grundstein legen.MARTIN SPIESS