Blühende Institute

Das spanische Instituto Cervantes expandiert: Neben der Hauptstelle in Bremen betreibt die Kultureinrichtung jetzt auch eine Zweigstelle in Hamburg. Hier geht es schwerpunktmäßig um Lateinamerika

Die Veranstaltungskalender und die regionalen Vertretungen der Kulturinstitute sind im Internet abrufbar. Eine Auswahl:

Instituto Cervantes: www.icervantes.de L’Institut français: www.kultur-frankreich.de Italienisches Kulturinstitut: www.iicamburgo.esteri.it Konfuzius-Institut: www.chinesischeszentrum.com

von MART-JAN KNOCHE

Was den Deutschen ihr Goethe ist, ist den Spaniern Miguel de Cervantes. Beide sind Nationaldichter, deren Einflüsse weit über die Grenzen des Abendlandes hinausreichen. Die allzu menschliche Ausstrahlung und Tragik ihrer Figuren, Goethes zweifelnder Gelehrter Faust und de Cervantes Windmühlenkämpfer Don Quixote, machten aus ihren Werken Weltliteratur. In nahezu allen Sprachen der Erde werden sie gelesen.

So ist es denn auch wenig verwunderlich, dass sich die internationale Kultur- und Spracharbeit beider Staaten mit ihren Namen versieht: Das deutsche Goethe-Institut und das spanische Instituto Cervantes exportieren die jeweilige Landes- und Sprachkultur in die Welt –heutzutage freilich mit friedlichen Mitteln. Viele Staaten betreiben mittlerweile Kulturinstitute in Deutschland, die ihre Angebote und Veranstaltungen mehr und mehr auch regional organisieren und anbieten. So auch in Norddeutschland.

In Bremen arbeitet das Instituto Cervantes schon seit 1995 daran, die spanische Sprache und Kunst durch vielfältige Aktivitäten in das bestehende kulturelle Leben einfließen zu lassen. „Drei Schwerpunkte hat unsere Arbeit“, sagt Helena Cortez, Leiterin des Instituts. Zum einen sind das ein großes Spektrum an Sprachkursen. Sowohl für Anfänger als auch für Muttersprachler werden Seminare angeboten. „Wir kooperieren sehr eng mit den Universitäten in Bremen, Oldenburg und Bremerhaven im Bereich der Lehrerfortbildung“, sagt Cortez.

Der zweite Schwerpunkt sind Kulturveranstaltungen: zeitgenössische spanische und lateinamerikanische Musik, Theater und Literatur werden in die Stadt an der Weser geholt. „Das ist für uns das Wichtigste: von der spanischen Kultur etwas weitergeben.“ Regelmäßig werden Lesungen von namhaften spanischen oder lateinamerikanischen Autoren veranstaltet. Meist mit deutscher Übersetzung, „denn wir wollen Verbindungen zwischen spanischer und deutscher Kultur schaffen“, sagt Helena Cortez.

Das dritte Standbein ist die Bibliothek des Instituto Cervantes. In der Region, sagt Cortez, gebe es „keine vergleichbare Sammlung spanischsprachiger Belletristik und Musik.“ 13.000 Objekte fasst die Bibliothek, in der jeder Interessierte einen Ausweis erhält und ausleihen darf. Ihr Namensgeber und Pate ist der chilenische Dichter Gonzalo Rojas, der 2006 den hochgeachteten Cervantespreis für spanischsprachige Literatur gewann.

Derzeit baut das Instituto Cervantes eine Zweigstelle in Hamburg auf, wo sehr viele Lateinamerikaner leben und für kulturelles Leben sorgen. Die Arbeit des Instituto, das neben der Zentralbibliothek am Hühnerposten nahe dem Hauptbahnhof residiert, schließt Lateinamerika ausdrücklich mit ein.

Auch andere Staaten unterhalten in Norddeutschland Kulturinstitute. L’Institut francaise ist in Hamburg, Bremen, Kiel und Hannover vertreten. Für die hier lebenden Franzosen und alle „frankophilen“ Deutschen wird, ähnlich wie im Instituto Cervantes, ein reichliches Kulturangebot organisiert: Neben den Sprachkursen und wissenschaftlichen Vorträgen, die gehalten werden, vergibt das halbstaatliche Institut auch Stipendien. Auf diese Art können sowohl Franzosen in Deutschland studieren als auch deutsche Studierende sich um Aufenthalte an französischen Universitäten bewerben.

Oft bauten die Heimatländer der in die Bundesrepublik zugezogenen Immigranten kulturelle Einrichtungen auf. Da auch viele italienische Gastarbeiter herkamen, gibt es natürlich auch italienische Kulturinstitute in allen Nordländern, die Kultur betreiben und mit den örtlichen Kulturbetrieben zusammenarbeiten. Praktisch alle Einwanderer aus allen Ländern organisieren sich in Gesellschaften oder Kulturvereinen darüber hinaus selbst. Die polnische Gesellschaft in Hamburg gibt es, wie natürlich auch iranische, türkische und chinesische Vereinigungen, die die Künste und Sprache weitergeben. Während das Konfuzius-Institut in Hannover schon vor kurzem feierlich eröffnet wurde, befindet es sich in Hamburg noch im Aufbau. Sinologen und alle, die der fernöstlichen und global aufsteigenden Wirtschafts- und Kulturmacht China näherkommen möchten, können dann dort die Kunst der chinesischen Medizin und der Kalligraphie erleben.