piwik no script img

Augen auf zur Irisdiagnose

Schon Hippokrates soll tief in die Augen seiner Patienten geblickt haben, um so Krankheiten früh erkennen zu können. Genauer gesagt untersuchte er die Iris – auch Regenbogenhaut genannt – auf Veränderungen

Der Heilpraktiker Werner F. Sydow, 78, unterrichtet seit 13 Jahren an der Berliner Heilpraktikerschule Harmony power die Kunst, aus der Iris den Gesundheitszustand zu bestimmen.

taz: Herr Sydow, Krankheiten aus den Augen lesen – wie funktioniert das?

Werner F. Sydow: Wir teilen die Iris in kleine strahlenförmige Felder ein. Man kann sich das wie bei einer Uhr vorstellen, jede Minute steht im Allgemeinen für ein bestimmtes Organ. Die Farbe und die Dichte der Iris liefert uns eine Fülle von Informationen, wie es um die Konstitution eines Patienten steht. Schon die Augenfarbe gibt einige Hinweise. So neigen Menschen mit blauen Augen mehr als braunäugige zu Entzündungen, Allergien und rheumatischen Erkrankungen.

Und welche Zeichen in der Iris verweisen auf Krankheiten?

Helle oder weiße Flecken deuten auf Entzündungen im Körper hin, wobei die Entzündung umso stärker ist, je heller der Flecken ist. Braune Pigmente verweisen zum Beispiel auf eine Funktionsstörung der Leber, gelbe auf Nierenprobleme. Ein brauner Flecken auf der Position sieben Uhr dreißig zeigt an, dass die Leber gestört ist.

Welche Hilfsmittel verwenden Sie in Ihrer Arbeit?

Ein Therapeut braucht spezielle Mikroskope, die die Iris sehr gut ausleuchten und stark vergrößern. Mit Hilfe der digitalen Fotografie können wir jetzt auch große Fotos anfertigen, die die Diagnose ebenfalls erleichtern.

Welche Vorteile bietet die Irisdiagnose gegenüber anderen Methoden zur Früherkennung?

Man kann mit ihr die langfristige Entwicklung erkennen, lange bevor Laborwerte einen bestimmten Befund anzeigen. Der Heilpraktiker wird dann seinem Patienten die notwendigen Empfehlungen geben, die seinen Gesundheitszustand verbessern. Natürlich wird der Therapeut in einem akuten Fall immer noch andere Befunde hinzuziehen, weil die Irisdiagnostik nur Hinweise gibt. Eine Krebserkrankung lässt sich eben nicht direkt aus den Augen ablesen, man kann in ihnen nur die Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung erkennen.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, die Irisdiagnose sei unwissenschaftlich?

Ach, wissen Sie, diesen Vorwurf hat man der Akupunktur früher auch gemacht. Es braucht eben manchmal Zeit, bis eine Methode anerkannt wird. Im Übrigen sehen viele Hausärzte das sehr pragmatisch, wie ich in meiner eigenen Arbeit erfahren habe. Es gibt auch einige Untersuchungen, die den Wert der Irisdiagnose bestätigt haben. An der Universität Heidelberg gab es zum Beispiel eine Untersuchung über Diagnosen von Schulmedizin und Irisdiagnose. Das Ergebnis war, dass die beiden Systeme zu 75 Prozent zu denselben Ergebnissen kamen.INTERVIEW: ANGELIKA FRIEDL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen