Partys mit Motto
: Betrunken reicht nicht

Im Endeffekt geht es wieder darum, sich selbst zu definieren

„Und als welche Spielfigur kommst du?“ Ich hatte mich schon geraume Zeit vor einer Antwort gedrückt, aber so langsam musste man sich abstimmen, damit nicht plötzlich zwei Lara Crofts auf der Party erscheinen. Das Spielfiguren-Motto war mir von vornherein etwas suspekt. Man darf sich sowohl als Schachfigur wie auch als Harry Potter oder Super Mario verkleiden, so viel ist sicher.

Da ich jedoch ein erklärter Feind des deutschen Karnevals bin und somit Kostümierungen generell fragwürdig finde, überlege ich nun krampfhaft, welche subversive Verkleidung den Rahmen sprengen könnte, ohne die mir ans Herz gewachsenen Gastgeber zu verärgern.

Ein einziges Mal war ich bisher auf einer Halloweenparty mit Verkleidungspflicht. Diese fand in der sogenannten TEK in der Oranienstraße statt, und da sich niemand ernsthaft vorbereitet hatte und man ohne Verkleidung den damals stolzen Betrag von 4 Mark blechen musste, zogen wir unsere (stets griffbereiten) Skimasken über, schnappten uns drei Pflastersteine und stellten uns den Türstehern als „Autonome“ vor. Diese hatten jedoch nur wenig Verständnis: „Ihr seid ja eh Autonome, das ist ja keine Verkleidung!“ Die Frage, ob wir dementsprechend umsonst reindürften, wenn wir eigentlich bei der Jungen Union wären, wurde nicht beantwortet. Bedeutet also, man muss als etwas erscheinen, was man eigentlich nicht ist.

Im Endeffekt geht es also doch wieder darum, sich selbst zu definieren. Ich zumindest möchte mich nur als etwas verkleiden, mit dem ich mich identifizieren kann. Obelix wäre gut, aber zu aufwendig. Tetrisstein wiederum zu unspektakulär. Spiderman hat keine Mundöffnung in der Maske und kann somit nicht trinken. Betrunken erscheinen und behaupten, man wäre blau und somit ein Schlumpf, ist definitiv witzlos.

JURI STERNBURG