Kandidatendebatte im Schatten des Irakkriegs

Die zehn republikanischen Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur stehen zum Krieg – und zu Ronald Reagan

WASHINGTON taz ■ Am glücklichsten waren sie über den Ort ihres Zusammentreffens, die bislang zehn US-Präsidentschaftsanwärter der Republikaner, die am Donnerstagabend in der Ronald-Reagan-Bibliothek im kalifornischen Simi Valley ihre erste gemeinsame öffentliche TV-Debatte absolvierten. Expräsident Reagan ist der rhetorische Leitstern der Kandidaten. Sein „Sinn für Optimismus“ habe den USA Kraft gegeben, schwärmte Rudolph Giuliani. Seine „Philosophie der Stärke“ sei das richtige Rezept im Kampf gegen den Terror, urteilte Mitt Romney. Andere lobten seine großen Ideen und seine visionäre Kraft. Nur viermal fiel in der 90-minütigen Debatte der Name George W. Bush.

Dennoch sprachen sich alle Kandidaten für eine Fortsetzung des Militäreinsatzes im Irak aus. Bei diesem Thema stecken sie jedoch in einem Dilemma. Innerhalb der Republikanischen Partei haben die Kriegsbefürworter noch immer eine Mehrheit. Doch wenn schließlich Anfang kommenden Jahres in den parteiinternen Vorwahlen ein Kandidat gekürt worden sein wird, muss er sich den US-amerikanischen Wählenden stellen, die zu 60 Prozent einen Rückzug aus dem Irak wünschen. Einstweilen will keiner der zehn Männer von Bushs Zielvorgabe ablassen, den Einsatz im Irak bis zum Sieg durchzukämpfen.

„Wir dürfen uns niemals dem Druck durch die Terroristen beugen“, sagte Giuliani, der populäre Exbürgermeister von New York. „Der Krieg im Irak ist furchtbar schlecht geführt worden“, sagte ein markiger Senator John McCain und blieb unwidersprochen. Bushs Irakpolitik droht das Vietnam-Trauma wiederaufleben zu lassen. „Ich will nicht der Präsident einer traurigen Nation werden, die das Gefühl hat, ihre besten Tage lägen hinter ihr“, sagte McCain. Wie viele Republikaner auch schreibt er Reagan den Sieg im Kalten Krieg über den Kommunismus zu. Umso schwerer wiegt die Lage, in die George W. Bush die USA im heutigen Epochenkonflikt, nämlich dem Kampf gegen den Terror, geführt hat.

Der frühere Gouverneur von Massachusetts, der Mormone Mitt Romney, gab an: „Ich will unsere Truppen nach Hause holen, so schnell ich nur irgendwie kann.“ Ein Abzug dürfe jedoch nicht übereilt angeordnet werden. Denn dann bestehe die Gefahr, dass die Soldaten nach kurzer Zeit erneut in den Golfstaat einrücken müssten. Der frühere Gouverneur des Bundesstaats Arkansas, Mike Huckabee, sprach von schlechtem Urteilsvermögen. „Und das lag vor allem daran, dass viel auf Leute gehört wurde, die Zivilisten mit Anzügen und Seidenkrawatten waren, und nicht genug auf die Generäle.“

Neben McCain, Giuliani, Huckabee und Romney nahmen an der Debatte Sam Brownback, Senator aus Kansas, die Abgeordneten Tom Tancredo aus Colorado, Ron Paul aus Texas und Duncan Hunter aus Kalifornien sowie die ehemaligen Gouverneure James Gilmore aus Virginia und Tommy Thompson aus Wisconsin teil. ADRIENNE WOLTERSDORF