Sag zum Abschied leise „Kika“

UDO REITER Der MDR-Chef steckt den Skandal weg und bekommt eine Sondersendung

Am Donnerstagabend hatte er die ARD kurz vor deren Wochenendtiefschlaf mit der Mitteilung aufgeschreckt, er werde als MDR-Intendant zurücktreten. Seitdem tritt Udo Reiter souverän allen Behauptungen entgegen, sein Rückzug habe irgendetwas mit dem Millionenbetrugsskandal beim Kinderkanal von ARD und ZDF (Kika) zu tun. „So sensibel bin ich nicht, das kann ich schon wegstecken“, sagte Reiter der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Das passt: Reiters Chuzpe ist legendär, er ist der letzte Hasardeur der ARD.

Beim Erfurter Sender, über den der MDR federführend hätte wachen sollen, hatte der Herstellungsleiter Marco K. über Jahre über 8 Millionen Euro durch Scheinrechnungen abgezweigt. Am 6. Juni beginnt in Erfurt der Prozess, bei dem auch die Kontrollversäumnisse des MDR eine Rolle spielen dürften (taz vom 28. 5.). Reiter selbst sagt nun, die Betrugsaffäre sei „kein krönender Abschluss“, erklärt die ganze Angelegenheit aber aus MDR-Sicht schon mal für erledigt: Der Kika komme „jetzt wieder in ruhigeres Fahrwasser, die Krise ist für den MDR überstanden“. Es sei geklärt, „was vorgefallen ist“, außerdem seien „alle Maßnahmen getroffen, dass sich so etwas nicht wiederholen kann“.

Das sehen zumindest einige im MDR-Rundfunkrat und im weiten Rund der ARD anders, möchten aber lieber nicht zitiert werden und verweisen auf den anstehenden Prozess. Dem Spiegel sagte Reiter noch, er habe eigentlich „schon Anfang des Jahrens meinen Rücktritt ankündigen“ wollen, „doch da mochte ich dann doch nicht von Bord gehen, weil die Kika-Sache auf dem Höhepunkt war“.

So sieht das auch offiziell sein Sender, der seinem scheidenden Gründungschef heute Abend eine Sondersendung widmet. In „Mensch, Reiter!“ zieht der Intendant Bilanz (22.05 Uhr, MDR). STG