WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute wird im Café Morgenrot über einen Aspekt der Globalisierung geredet, der auch bei Anti-Globalisierungs-AktivistInnen meistens unter den Tisch fällt: die Gesundheitspolitik, die allerorten einem „internationalen Standard“ angepasst wird. So sind beispielsweise Medikamente zur Linderung der HIV/Aids-Symptome teurer, als sie sein müssten, denn die Konzerne achten darauf, dass es keine billigen Kopien ihrer Produkte gibt. Anhand solcher Beispiele wird an diesem Abend die Diskussion eröffnet.

Morgen wird zu nachtschlafender Zeit vor dem Amtsgericht Mitte gegen die Zwangsversteigerung der Köpi protestiert werden. Hoffen wir, dass nicht wieder dämliche Bilder von Kapitalisten mit dicken Zigarren gezeigt werden, sondern dass das System als solches angeklagt wird.

Ebenfalls morgen wird im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt eine NPD-Veranstaltung abgehalten, was schon insofern eine Provokation ist, da der 8. Mai als Tag der Befreiung von den Nazis gilt – selbst im Bundestag wird nicht mehr über die Frage, ob man Befreiung oder „Niederlage“ sagen soll, diskutiert. Ein Antifa-Zusammenschluss ruft daher dazu auf, gegen die Versammlung zu protestieren. Treffpunkt ist der U-Bahnhof Lipschitzallee.

Am Donnerstag wird in der Alice-Salomon-FHS über den „verordneten Antifaschismus“ in der DDR gesprochen, der zumindest die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus nicht beinhaltete. Dass nämlich der einfache Arbeiter ein Antisemit sein konnte, passte der DDR nicht in ihr Geschichtsbild. Die Verantwortung für die Opfer wurde auf die BRD abgewälzt, Entschädigungen waren ausgeschlossen. Der Historiker Harry Waibel möchte genau an dieses Unrecht erinnern, aus dem sich der bis heute im Osten stärker sich äußernde Antisemitismus erklärt.

WHO: Mo, 20.30 Uhr, Café Morgenrot, Kastaniena. 85

Köpi: Di, 7 Uhr, Amtsgericht Mitte, Littenstr. 12–17

NPD: Di, 17 Uhr, U-Bhf. Lipschitzallee

DDR: Do, 19 Uhr, Alice-Salomon-Platz 5