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POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitagabend beginnt am Spreewaldplatz (18 Uhr) eine Demonstration auf zwei Rädern. Die sogenannte Fahrraddemo gegen Repression will aktiv Solidarität üben mit jenen, die seit rund einem Jahr sich immer wieder Gängelungen durch die Staatsmacht ausgesetzt sahen und sehen – so wurden etwa Wohnungen durchsucht und es gab sogar Razzien gegen einzelne Hausprojekte. Daher und dagegen soll nun geradelt werden. „Kommt mit und seid kreativ, entweder auf der Demo mit Transpis und Parolen oder anderswo!“ Das rufen die Veranstalter_innen allen Gleichgesinnten zu.

Ebenfalls am Freitag wird im Haus der Demokratie (Greifswalder Straße 4, 19 Uhr) die Zeitzeugin Anita Köcke zu hören sein, die sagt: „Ich habe dem Jugendamt gehört, ich bin ja unehelich geboren.“ Köcke saß während der Nazizeit im Jugend-KZ Uckermark ein, das bis heute, obschon dort Tausende starben und noch mehr Menschen litten, ein nahezu vergessenes Konzentrationslager ist. Dabei ist es sogar ein ganz besonderes gewesen: Eine nur auf Mädchen und Frauen angewandte Haftbegründung stellte die Zuordnung als „sexuell verwahrlost“ dar, die so Bescholtenen wurden hierher verbracht. Zudem wurden junge Frauen wegen der Unterstützung von Widerstandsgruppen oder wegen des „Geschlechtsverkehrs mit fremdvölkischen Staatsangehörigen“ in das KZ eingewiesen. Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e. V. versucht seit Jahren auf dieses einzige Jugend-KZ hinzuweisen und einen Gedenkort zu ermöglichen, doch ist die Initiative damit bislang beinahe überall auf taube Ohren gestoßen. Hoffen wir also, dass diese Veranstaltung dazu beitragen kann, das öffentliche Bewusstsein für dies vergessene Konzentrationslager zu schärfen.

Am Sonntag wird im Kino Moviemento (Kottbusser Damm 22, 18.30 Uhr) der Dokumentarfilm „Verdrängung hat viele Gesichter“ gezeigt, in dem es einmal mehr um die Genitrifizierung geht. Anschließend stehen die Filmemacher_innen und Vertreter_innen der Initiative „Zwangsräumung verhindern“ für Fragen zur Verfügung.

Am Dienstag schließlich wird in der Linienstraße 206 (18 Uhr) ein „Bunter Abend“ stattfinden, die Teilnahme ist allerdings nur „Frauen*Lesben*Trans*Inter (flt*i* only)“ erlaubt. Es geht an diesem „Bunten Abend“ nicht, wie der Name nahelegt, um lustige Unterhaltung und Spaß, sondern um Street Harassment, also Beschimpfungen oder anderweitiges übergriffiges Verhalten auf der Straße. Die Veranstaltung will auch herausfinden und erörtern, wie man sich diesem Hass entziehen beziehungsweise auf so ein Verhalten entsprechend reagieren kann.

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