„Wir brauchen endlich Waffen“

IS-TERROR Rund 150 Menschen – zumeist Kurden – protestieren am Pariser Platz gegen die Terrormiliz und das ausbleibende Engagement des Westens im Kampf gegen sie. Auch für heute ist eine Demo angemeldet

Auf die Frage, warum sie hier sei, wird Sevim Aba fast wütend: „Die köpfen Kinder! Man muss kein Kurde sein, um hier zu stehen. Es geht um Menschenrechte.“ Es sind aber doch vor allem Kurden, die am Mittwochnachmittag mit der 25-Jährigen aus Bielefeld am Pariser Platz stehen, um gegen den IS-Terror in Syrien zu demonstrieren. Rund 150 Demonstranten sind laut Polizei dem Aufruf der syrischen Kurdenpartei PYD gefolgt; neben deren gelb-rot-grünen Fahnen flattern die von einigen anderen kurdischen Gruppen.

Sie alle eint die These, dass die Türkei einer der Hauptschuldigen am derzeitigen Erfolg des IS ist. „Dessen Unterstützung durch die Türkei muss aufhören – und wir brauchen endlich Waffen“, sagt Bengi Ageri von der PYD. Eine Frau, die neben ihm steht, ergänzt: „Warum hilft man den Kurden nicht?“ Deutschland gebe Waffen an die Kurden im Irak, die gar nicht kämpften gegen den IS, aber die syrischen Kurden würden allein gelassen. „Das entfacht eine große Wut bei uns.“

Waffen gefordert

Neben den aktuellen Forderungen nach Waffen für die Kurden, gezielten Luftschlägen gegen IS und Druck auf die Türkei eint viele Demonstranten die Vermutung, dass „der Westen“ den Kampf gegen IS bewusst verschleppt hat, um die Kurden zu schwächen. Eine Rednerin der Gruppe Dest Dan Frauenrat, die seit März 2013 immer mittwochs vor der Französischen Botschaft am Pariser Platz demonstriert, macht in ihrer Rede nicht nur die Türkei, sondern auch die USA und Europa „mitverantwortlich“ für die Massaker der Islamisten. Auch jetzt, erklärt sie, würden die Luftangriffe gegen den IS diese „direkt in Richtung der selbst verwalteten Kurdenregion Rojava drängen“. Viel Applaus bekommt zudem der Demo-Sänger Karl Nimmes für seine Behauptung, die kurdische Selbstverwaltung in Rojava „ist den Imperialisten aus USA und Europa natürlich ein Dorn im Auge“.

Am Dienstagabend war es in Hamburg und Celle zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Kurden und Islamisten gekommen. Dabei waren mindestens 23 Menschen verletzt worden. In Berlin verliefen die Demonstrationen bislang friedlich. Bereits am Montag waren nach Angaben der Polizei 600 Kurden auf die Straße gegangen, um auf die Not der Menschen in der umkämpften Grenzstadt Kobani aufmerksam zu machen. Am Dienstag demonstrierten erneut mehrere hundert Menschen gegen den IS-Terror und zogen vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz.

Und auch für den heutigen Donnerstag hat PYD Berlin bei der Polizei eine Demo angemeldet: Für 15 Uhr mobilisieren die Kurden, diesmal vor dem Reichstag. SUM, ALL

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