Die kleine Wortkunde: KOBANI

Haben wir eine spezielle Verantwortung für die türkisch-syrische Grenzstadt KOBANI, gerade der Hauptschauplatz im Kampf gegen den IS? Deutschland spielt in der Geschichte der Stadt zumindest eine bedeutende Rolle.

Vielleicht wäre sie gar nicht entstanden, hätte es nicht das große Interesse Wilhelm II. gegeben, der vor hundert Jahren ein „Eisenband“ zwischen Orient und Okzident spannen wollte und zur treibenden Kraft einer Bahnverbindung von Berlin nach Bagdad wurde. Nur eine seiner vielen monströsen Fantasien. Der Kaiser träumte von einem Landweg nach Indien, um den Suezkanal herum, mit dem das „verlogene Krämervolk“ der Engländer den Wirtschaftsverkehr mit Ostasien kontrollierte.

An der Trasse der Bagdadbahn entlang verlaufen heute viele Kilometer der syrisch-türkischen Grenze, die auch das kurdische Siedlungsgebiet zerteilt. Neben der Schiene, an einer Trinkwasserquelle, entstand der Ort, der auf Arabisch Ain al-Arab (Quelle der Araber) heißt und bis zum Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs noch 50.000 Einwohner hatte. Der kurdische Name Kobani rührt vom deutschen Wort „Kompanie“ her: Arbeitertruppen, die hier ihre Hütten bauten. JÖRN KABISCH