Die Jugend ist Feuer und Flamme

Die Hamburger Feuerwehr will früh Nachwuchs rekrutieren. 900 Mädchen und Jungen haben am Wochenende den 40. Geburtstag der Jugendfeuerwehren mit einer Großübung begangen

VON KAI VON APPEN

Bei der Norddeutschen Affinerie (NA) auf der Veddel brennt die Hütte. Die Werksfeuerwehr musste gerade ausrücken. In einer Produktionsanlage des Nachbarbetriebs ist ein Feuer ausgebrochen. Die NA-Feuerwache an der Hovestraße ist leer. Freiwillige Feuerwehren sind nachgerückt, um als Stallwache für den Notfall parat zu stehen. Es kommt, wie es kommen musste: In einer NA-Lagerhalle ereignet sich eine Verpuffung mit Schwelbrand. Ein Zug der Feuerwehr-Reserve rast über das Werksgelände zum Einsatzort. Bein Eintreffen torkelt den Einsatzkräften ein verletzter NA-Mitarbeiter entgegen: „Da sind noch zwei Kumpel drin.“ Ein Stoßtrupp dringt in die verqualmten Halle ein. Ein Arbeiter kann nur noch bewusstlos geborgen werden, ein anderer wankt mit tatkräftiger Unterstützung der Helfer aus der Halle. Der Brandherd muss gelöscht, gleichzeitig ein Übergreifen der Flammen auf ein Technikhaus verhindert werden. Mehrere Löschtrupps sind im Einsatz.

Was wie ein industrielles Inferno aussieht, ist nur eine Übung. Tim ist ein alter Hase im Feuerwehrgeschäft. Seit zwei Jahren ist er dabei. „Spannend und toll“, findet er die Großübung. Tim ist neun Jahre alt. „Wir haben schon einmal bei uns auf dem Gelände ein Feuer gelöscht, aber das war schon etwas anderes.“ Tim ist einer von 900 jugendlichen Feuerwehrkräften, die am vergangenen Samstag an der größten Einsatzübung Hamburgs zum 40. Geburtstag der Jugendfeuerwehren teilgenommen haben – just am Jahrestag des Beginns des Hamburger Brandes vor 155 Jahren.

50 Jugendfeuerwehren gibt es in Hamburg: „600 Einsatzkräfte sind seit 7.30 Uhr heute Morgen auf den Beinen“, sagt zu Beginn der Übung Henrik Strate, Pressewart der Jugendfeuerwehren. Mehr als 40 Übungslagen sind an diesem Samstag abzuarbeiten. „Sie können einen Tag lang Berufsfeuerwehr spielen“, sagt Strate.

Der Chef der Affi-Werksfeuerwehr attestiert den Kids Lob: „Ich gehe davon aus, dass es aus diesen Reihen entweder für die Werksfeuerwehren, aber bestimmt für die Berufsfeuerwehr viele Bewerbungen geben wird.“

Während in ländlichen Gebieten das Engagement Jugendlicher bei Freiwilligen Feuerwehren durchaus üblich ist, hat das in den Großstädten den Makel von „spießig“ und „Provinz“. Doch bei den Jugendfeuerwehren ist Action angesagt und vor allem steht das soziale Engagement ganz oben auf der Agenda. „Der Sinn ist, die jungen Menschen zu Teamplayern auszubilden“, sagt Strate. Bei Einsätzen müssten Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen auch im Team arbeiten. Die Jugendlichen lernen, wie Brände entstehen, wie sie gelöscht werden können und wie sie Erste Hilfe leisten.

Tims 14-jährige Kollegin Katja – eines von 150 Mädchen bei der Jugendfeuerwehr Hamburg – findet die Löscharbeit auf jeden Fall toll: „Mir macht es sehr viel Spaß, unsere Truppe ist sehr cool.“