„Unkultur“ im Umgang mit Susanne Albrecht

Frauenbeauftragte stellt sich hinter Ex-Terroristin. Böhrnsen: Das OLG Stuttgart hat das Bremer Vorgehen gelobt

Eine Kultur hat diesen Namen nicht verdient, „wenn ihr die Barmherzigkeit fehlt“. Mit dieser Feststellung des Kulturhistorikers Huizinga hat die Frauenbeauftragte im Bildungsressort, Karin Labinsky-Meyer, in einem Offenen Brief die CDU-Politiker konfrontiert. Diese stellen die Arbeit des ehemaligen RAF-Mitglieds Susanne Albrecht im Verein Stadtteilschule e.V. in Frage. Sie wolle das gern „einigen Politikern und Vertretern der Medien“ hinter die Ohren schreiben, die für sich „abendländischen christlichen Hintergrund“ in Anspruch nähmen, formuliert Labinsky-Meyer. Wenn Susanne Albrecht, wie vom CDU-Innensenator Thomas Röwekamp gefordert, wirklich „von ihrer Lehrverpflichtung entbunden“ werden sollte, dann würde sie jedenfalls als Frauenbeauftragte allen personalrechtlichen Maßnahmen widersprechen.

Soweit wird es vermutlich nicht kommen. Nicht nur der Bildungssenator hat sich positiv über die „Resozialisierung“ von Susanne Albrecht geäußert. Auch der Bürgermeister Jens Böhrnsen würde personalrechtliche Schritte ablehnen: „Wenn man sich mit der Sache beschäftigt, wird man feststellen, dass sie 14 Jahre lang unbeanstandet und sogar mit Lob ihren Job macht. Das spricht doch für sich.“ Die maßgeblichen Entscheidungen seien zudem außerhalb Bremen getroffen worden. So habe das Oberlandesgericht Stuttgart entschieden, die Reststrafe zur Bewährung auszusetzen und habe dabei die berufliche Arbeit, die Albrecht als Freigängerin schon begonnen hatte, als „ausgesprochen positiv im Sinne der angestrebten Resozialisierung betrachtet“. Das sei 1996 gewesen. „Wie man dann im Jahre 2007 sagen kann, es sei ein Fehler gewesen – das kann ich nicht nachvollziehen.“ kawe