EDITORIAL
: Im Herzen der taz

VON INES POHL

Zugegeben, das Kirchentagslogo erinnert an einen Eishersteller. Heißt das also noch mehr Kitsch? Halt! Erstens kann auch der ernsthafteste Denker nichts dagegen haben, wenn sich Menschen die Frage stellen, für wen oder was ihr Herz schlägt. Und es schadet nie, sich mit der Bibel auseinanderzusetzen. Beim Satz „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ geht es auch um wirtschaftliche Realitäten.

Der Kirchentag hat eine Losung, die auch ins Herz der taz trifft. Nämlich immer wieder neu zu fragen, in welcher Welt wir leben wollen. Entsprechend werden wir uns auf unseren Sonderseiten auch mit diesen zentralen Fragen des Kirchentages beschäftigen. Aber die taz wäre nicht die taz, wenn wir nicht noch eine weitere Frage stellen würden. Muss die Kirche weiblicher werden, um weiterhin ihre Aufgaben zu erfüllen? Wir fragen, wo die populären Kirchenfrauen nach oder neben Margot Käßmann sind und warum die Kirche Stars braucht. Oder ob nicht eine Chance darin liegt, wenn es viele Lichter gibt, die gleichberechtigt leuchten.

Dresden macht Mut. Quer durchs Programm finden sich feministische Veranstaltungen. So kann Dresden eine Herzerfrischung sein und Kraft geben für den Kampf gegen Sparzwänge und Mut machen, weiterzukämpfen, dass auch die Inhalte, die sich die Frauen erarbeitet haben, in Liturgie wie in Theologie ganz alltäglich werden. Hier sind noch viele Bretter zu bohren, bevor die Lebenserfahrung von Frauen im Gottesdienst ihren Platz findet. Wir berichten und laden Sie ganz herzlich ein, dabei zu sein.

■ Ines Pohl ist taz-Chefredakteurin