linkspartei
: Naive Polit- Newcomer

Das ist schon richtig bitter: Sechs Tage vor der Bremer Bürgerschaftswahl entdeckt ausgerechnet die Partei mit dem eindeutigen Namen Linkspartei einen Rechtspopulisten auf ihrer Liste. Kann man rinks und lechts etwa doch velwechsern?

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Die Empörung in der Linkspartei über das „U-Boot“ mit Schlagseite nach Steuerbord ist echt. Aber die Genossen haben sich die Havarie selbst zuzuschreiben. Es ist ehrenwert, wenn sie Parteilosen eine Chance geben, und auch, wenn sie auf die Ehrlichkeit der Kandidaten setzen, statt sie einem Gesinnungs-TÜV zu unterziehen. Aber es ist auch ein wenig naiv, nicht wenigstens eine Grundrecherche zu betreiben. Die hätte im Fall Weihrauch nämlich ergeben, dass er öffentlich für die rechtspopulistischen Partei „Pro DM“ aufgetreten ist.

Naiv auch deshalb, weil Rechte derzeit durchaus und nicht zum ersten Mal versuchen, Themen der Linken zu besetzen, gerade im Bereich Soziales. Und weil gerade die PDS ein gebranntes Kind ist, schon mehrfach Rechtsextreme aus ihren Reihen entfernen musste. Velwechsern also durchaus nicht ausgeschlossen.

Dass Weihrauch es sogar an Platz zwei der Liste schaffte, wirft allerdings auch ein schlechtes Licht auf die Personaldecke. Den Betriebsunfall erklärt am ehesten die politische Unerfahrenheit der frisch fusionierten Linken. Dafür könnten sie am Sonntag bitteres Lehrgeld zahlen.