Mit Krediten weiter wurschteln?

FUSSBALL-GESCHÄFTE Streit bei Werders: Vereinspräsident Fischer will Schulden machen, um den Abstieg zu verhindern, Willi Lemke ist strikt dagegen

Wie die Stadt, so der Verein: Klassenerhalt auf Pump

Der Vorschlag von Werder Bremens Vereinspräsident Klaus-Dieter Fischer für eine moderate Schulden-Politik stößt bei mehreren Mitgliedern des Aufsichtsrates auf Zustimmung. Für Marco Bode wäre ein Abstieg aus der Fußball-Bundesliga eine größere Katastrophe. „Es muss das erste Ziel sein, das zu verhindern. Da darf eine überschaubare Verschuldung nicht ausgeschlossen werden“, sagte der frühere Nationalspieler im Interview der Kreiszeitung Syke.

Ähnlich argumentierte Bodes Aufsichtsratskollege Hans Schulz. „Klar ist, ein Abstieg wäre eine Katastrophe, deshalb muss man über alles nachdenken“, sagte Schulz. Offen ist aber, woher beim Tabellenletzten das Geld für neue Spieler in der Winterpause kommen soll. Mögliche Sponsoren und externe Investoren sollen ihren Einstieg bei Werder vom Rücktritt des Aufsichtsratschefs Willi Lemke abhängig machen. Lemke gilt als Verfechter eines strikten Sparkurses.

Der frühere Werder-Manager zeigte sich zwar grundsätzlich zu Gesprächen mit potenziellen Investoren bereit. Lemke, dessen Amtszeit Ende 2015 endet, wurde nach eigenen Angaben vom Fischer-Vorstoß überrascht, er befindet sich derzeit auf einer Russland-Reise. In Anspielung auf den norddeutschen Nachbarclub Hamburger SV sagte er zu möglichen neuen Geldquellen: „Falls es an personelle Forderungen geknüpft ist, fände ich das sehr bedenklich, denn es erinnert mich an Verhältnisse bei anderen Vereinen.“

Um den drohenden Abstieg des Fußball-Bundesligisten zu verhindern, will Fischer mit Krediten in der Winterpause neue Spieler kaufen. Bisher war er auch ein Verfechter der hanseatischen Linie, dass nur ausgegeben wird, was in der Kasse ist. Jetzt fürchtet er Umsatzeinbußen im zweistelligen Millionen-Bereich im Fall eines Abstiegs. „Nach dem jetzigen Stand wird unser Eigenkapital am Ende der Saison aufgebraucht sein“, sagt Fischer.

Eine Lösung wären Investoren. Fischer bestätigte auch das Interesse von Bremer Unternehmern, mit Millionenbeträgen einzusteigen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Aufsichtsratschef Lemke zurücktritt. „Das hilft Werder nicht weiter, wenn man die Unterstützung für den SV Werder an solche Bedingungen knüpft“, erklärte der zum Jahresende aus allen Ämtern ausscheidende Fischer. Nur Lemke „selbst kann entscheiden, wie sein weiterer Weg ist“.

Lemke zeigte sich grundsätzlich zu Gesprächen mit potenziellen Investoren bereit.  (dpa, taz)