Harmonisches Terzett

Theater und Reorganisation des Ressorts: Die kulturellen Wahlprüfsteine offenbaren wenig Streit

Wo steht Bremen kulturpolitisch? Iris Spieß, deren CDU seit acht Jahren das Fachressort führt, lässt eine lange Liste baulich sanierter Einrichtungen Revue passieren: Kunsthalle, Focke, Überseemuseum, Theater und „Bamberger“. Mit der Schwankhalle, in der auf Einladung von „Kulturg.u.t“ „kulturpolitische Wahlprüfsteine“ diskutiert werden, kann sie auch auf eine unter CDU-Ägide entstandene neue Institution verweisen.

Bremens Kulturpolitik ist, schon qua personeller Besetzung, kein Schauplatz von Hahnenkämpfen. Dazu trägt auch die Erfahrung bei, dass die eigentlichen Fronten in den eigenen Parteien verlaufen. Spieß: „Wir sind unter uns meistens einiger als gegenüber dem Rest der Politik.“ Karen Krusche (Grüne) und Carmen Emigholz von der SPD nicken. Gemeinsam fordern sie mehrjährige Zuwendungskontrakte. Sie wollen die Förderung transparenter zusammenfassen, loben den „Masterplan Kultur“ – und sehen dessen Konkretisierungsbedarf.

Wo sind die Unterschiede? Im Gegensatz zu Spieß sorgen sich Krusche und Emigholz um die Erfolgsaussichten des designierten Theaterintendanten angesichts der ihm aufgegebenen ökonomischen Ziele. Krusche will einen „unbequemen“ kulturfachlichen Menschen als Chef des Kulturamts, Spieß denkt an eine Doppelspitze unter Einbeziehung eines Ökonomen.

Ein wenig gerät aus dem Blick, dass zwei der drei die Regierungsfraktionen repräsentieren. Kein Zufall ist wohl auch, dass die vierte in Bremens kulturpolitischem Frauenquartett – Staatsrätin Elisabeth Motschmann – mit keinem Wort erwähnt wird, auch ihr senatorischer Chef nur am Rand. „Das Weiterbestehen von Theater und Museen als Erfolg zu verbuchen, ist mir zu wenig“, moniert denn auch Gabriele Koch („La Strada“), die als Sidekick aus der freien Szene mit Moderator Otmar Willi Weber auf dem Podium sitzt. „Bremen muss sehr aufpassen, nicht abgehängt zu werden“, fügt Koch hinzu, die als Betreiberin des „art_serv_net“ den internationalen Kontext im Auge hat. Beispiel: In Bremen könne man sich nur schwer um EU-Mittel bewerben, weil die Planungssicherheit seitens der Stadt fehle. EU-Projekte verlangen eine kommunale Mitfinanzierung.

Auch aus dem Publikum kommt harsche Kritik. „Wir dürfen uns die Zeitgenossenschaft nicht nehmen lassen“, mahnt Galeristin Katrin Rabus. Mit „Ein Frühlingsfest für Paula“ und der im Theater programmierten „Csárdás-Fürstin“ beobachtet sie einen „Rückfall ins 19. Jahrhundert“. HB