Metaller nehmen Schluck aus der Pulle

Tarifeinigung im Norden: IG Metall Küste und Niedersachsen einigen sich mit Arbeitgebern auf Übernahme des Pilot-Abschlusses aus Baden-Württemberg. Ab Juni gibt es zunächst 4,1 Prozent mehr Geld. Auch die VW-Leute sind dabei

Der Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie im Norden ist vorbei: Arbeitgeber und IG Metall Niedersachsen einigten sich gestern auf die Übernahme des Pilotabschlusses aus Baden-Württemberg für die 70.000 Beschäftigten. In der Nacht zuvor hatten die Unternehmen im Nordverbund und die IG Metall Küste das Tarifergebnis für 150.000 MetallerInnen übernommen. Das Ergebnis bedeutet einen kräftigen Schluck aus der Pulle: Angestellte in der Metall- und Elektroindustrie bekommen ab Juni 4,1 Prozent mehr Geld, ab Juni 2008 erhöhen sich die Bezüge noch mal um 1,7 Prozent. Außerdem winken für April und Mai 2007 Einmalzahlungen von 400 Euro, im August 2008, wenn die Laufzeit des Tarifvertrages endet, gibt es einen erneuten Aufschlag von 3,98 Prozent.

In beiden Tarifbezirken des Nordens gibt es Besonderheiten. In Niedersachsen sind ab 2008 erstmals 90.000 VW-Mitarbeiter in den sechs westdeutschen Werken von den Verhandlungen der Flächentarif-Partner betroffen. Sie bekommen laut der Einigung 2008 zusätzlich 400 Euro und ab März eine Lohnsteigerung von 4,1 Prozent. Bislang waren Tarifänderungen von VW-Mitarbeitern separat verhandelt worden.

Auch im Tarifbezirk Küste gab es Sonderthemen: So hatte die rebellische IG Metall-Jugend eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen verlangt, bevor ihre Unterhaltsgelder Anfang nächsten Jahres an das Entgeltrahmenabkommen gekoppelt werden – bislang liegen sie deutlich unter dem Niveau im Süden. Nach dem Tarif-Ergebnis steigen die Vergütungen nun ab Juni zusätzlich um 32 Euro im Monat. Für April und Mai 2007 erhalten die Azubis auch in Niedersachsen einen Einmalbetrag in Höhe von 125 Euro. Zudem einigten sich die Tarifparteien laut IG Metall darauf, im Jahr 2008 über eine Strukturveränderung bei der Ausbildungsvergütung zu verhandeln. Auch beim Thema Leiharbeiter konnte sich die IG Metall Küste durchsetzen – wenigstens mental. Da immer mehr Firmen zu Leiharbeitern greifen, soll das Thema künftig von den Tarifparteien zumindest beraten werden.

„Die Einkommen der Kolleginnen und Kollegen werden durch diesen Abschluss massiv gestärkt“, sagt Jutta Blankau, Bezirksleiterin der IG Metall Küste. Die Warnstreiks hätten „zu diesem guten Ergebnis geführt“. Der „faire Kompromiss“ werde sich „positiv auf die Binnenkonjunktur auswirken“, sagte ihr Kollege in Niedersachsen, Hartmut Meine. KAI VON APPEN KAI SCHÖNEBERG