Hassprediger, runter von der Straße!

Der Papst kommt – jetzt doch ins Stadion?

VON CLAUDIUS PRÖSSER

Armer Papst: Die endlose Debatte darüber, wo Benedikt XVI. am 22. September Gottesdienst feiert, stellt den Pontifex unter ein unheiliges Diktat der Popularität. Jetzt wird, nach dem Schloss Charlottenburg, erneut das Olympiastadion als Austragungsort der Kirch-Spiele gehandelt – und die Angst der Katholiken vor Platzmangel und schlechter Sicht weicht wieder der Sorge, der Chef müsse die Messe vor dreiviertel vollen Rängen zelebrieren.

Wie auch immer: Sollte die Wahl tatsächlich auf das Stadion fallen, müsste man eigentlich ein erleichtertes „Gott sei Dank“ zum Himmel schicken. Nicht wegen des sonst zu erwartenden Verkehrschaos in der City West. Auch nicht weil der Papst, rein historisch betrachtet, eine Fehlbesetzung vor einem preußischen Schloss ist. Sondern weil Hassprediger auf Berlins Straßen nichts verloren haben.

Das klingt ein wenig hart. Und in der Tat ist das Erzbistum Berlin eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und keine kriminelle Vereinigung. Aber wofür steht Benedikt?

Uraltes System der Angst

Erstens für ein irrationales gedankliches System, das jahrtausendelang auf Angst und Zwang basierte und sich doch unserem demokratischen Gemeinwesen moralisch überlegen glaubt. Zweitens für einen reaktionären Backlash in seiner Kirche, die ja zuletzt zaghafte Schritte der Öffnung unternommen hatte. Und drittens für die konkrete Ablehnung moderner Einstellungen, von Liberalität und freiem Diskurs, von unreglementierter Sexualität und gleichgeschlechtlicher Liebe. Homosexuelle Lebenspartnerschaften hält der Mann in Weiß für eine „Legalisierung des Bösen“.

Wer so redet – und sei es mit sanfter Stimme –, der sollte bitte schön nicht den Rest der Gesellschaft damit behelligen.