berliner szenen Pet Shop Boys in Berlin

Signierstunde

Eine lange Schlange führt von den Glastüren an der Friedrichstraße durch den ganzen Laden bis ins hinterste Eck, zur Treppe ins Untergeschoss. Dort versperren Dussmann-Wachmänner den Weg. Und während man oben geduldig in Zweierreihen wartend die schweren silbernen Bildbände in den Händen wiegt, sitzen unten zwei Herren mittleren Alters, einer mit einem gelben Hütchen und Sonnenbrille, der andere im hellen Trench-Kurzmantel hinter einem Tisch.

Die Berliner Weltpresse filmt und fotografiert ausgiebig, bis plötzlich Unmut aufkommt. Die beiden kurzhaarigen Herren, auch als Pet Shop Boys bekannt, stehen hastig auf und verschwinden hinter einer Tür. Anzugmänner herrschen die Fotografen an: Schluss jetzt! Keine Fotos mehr! Widerwillig und murrend werden Kabel zusammengerollt, Akkus verpackt und Objektive zugedeckelt. Was ist los? Sind die Pet Shop Boys fotoscheu geworden, fällt die Signierstunde aus? Wäre es nicht albern, einen Fotoband zur zwanzigjährigen Bandgeschichte herauszubringen und dann vor Fotografen zu fliehen?

Aber alles wird gut, sie kommen zurück, werfen ein „Sorry ’bout that“ in die Runde und setzen sich an den Signiertisch. Der kurze Akt des Unterschreibens wird von zwei Mitarbeitern des Hauses helfend begleitet: Bevor sich der Fan dem Duo nähern kann, inspiziert eine junge Dame das zu signierende Objekt, schlägt die richtige Seite auf und reicht sie dann zuerst an Neil Tennant weiter, und wenn Chris Lowe seine Unterschrift gegeben hat, nimmt ein weiterer Angestellter das Buch auf, klappt es zu, überreicht es dem Eigentümer, ein Wachmann drängelt zum Weitergehen. Zu dieser ausgeklügelten Choreografie laufen leise Pet-Shop-Boys-Hits aus den Boxen. CHRISTIANE RÖSINGER