clowns und politologen gegen G 8
: Die Vielfalt vor dem Gipfel

Nach den Querelen um das G-8-Forum an der Freien Universität ist die Themenwoche erfolgreich gestartet. An den ersten beiden Tagen zählten die Veranstalter mehr als 1.000 BesucherInnen. Das Spannende: Zwischen ihren Sichtweisen liegen Welten.

Jean Peters sitzt auf der Wiese vor der Uni. Manchmal ist er verkleidet, dann heißt er Clown Rudi. Er ist ein politischer Clown. Auf dem G-8-Forum am Otto-Suhr-Institut (OSI) will er mobilisieren – um in Heiligendamm ein „humoristisches Protestkonzept vorbei an der dualistischen Auseinandersetzung zwischen Demonstrierenden und Polizei“ zu erproben. Sein Konzept von Widerstand ist bunt und zärtlich: „Ich will die Herzen des Publikums erreichen“, sagt Rudi. Das Publikum, an das er sich richtet, das ist das Regime der G-8-Staaten, „aber auch die Demonstrierenden in Heiligendamm selbst“.

Nina Treu arbeitet anders. Im dunklen Keller des OSI hat sie einen Kreis aus Stühlen aufgebaut. Die 22-Jährige ist eigens aus Heidelberg angereist, um für Heiligendamm zu mobilisieren. Im Rahmen der BlockAid-Kampagne thematisiert sie Sorgen, Ängste und mögliche Blockadestrategien im Zusammenhang mit den geplanten Gipfel-Protesten. „Viele Leute haben eine inhaltliche Kritik an der G-8-Politik, wissen aber nicht, was sie bei den Protesten erwartet. Diese Infos wollen wir liefern“, sagt sie.

Johannes Schreiber ist so jemand, den sie damit erreichen könnte. Der 19-Jährige studiert im ersten Semester am OSI. „Nach dieser Woche werde ich mich entscheiden, ob ich mich in die G-8-Proteste einbringe.“

Manfred Schmidt hat sich schon entschieden. „Ich fahr mit“, sagt der 53-Jährige. Mit der Uni hat er eigentlich nichts zu tun. „Ich bin einfach interessehalber hier.“ Politisch engagiert war er bislang nicht. Aber eines weiß er nun: „Gegen dieses G-8-Regime ohne Rechtsstatus muss etwas unternommen werden.“

Gerade kommt er aus einem Seminar. Vera van Hüllen hat es gegeben. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Europäische Integration und hält in diesem Semester ein Proseminar ab über die Außenbeziehungen der EU. „Die G-8-Gipfel passen thematisch gut dazu“, sagt sie. Sie hat ihr Seminar der Themenwoche angepasst, wie es die Institutsleitung vorgeschlagen hatte. Ihr Interesse ist rein wissenschaftlich. „Ich mache hier keine aktivistische Veranstaltung“, sagt sie. „Aber als politikwissenschaftliches Institut sollten wir auch tagesaktuelle Themen aufgreifen.“ 70 Interessierte sitzen in ihrem Seminar.

Manfred Schmidt fand es zu steif. In der Ankündigung stand: „In dieser Sitzung wird auf einer gemeinsamen Lektüregrundlage die Rolle der EU als internationaler Akteur im Kontext von Globalisierungsprozessen und Verhandlungsregimen wie der G 8 diskutiert.“ Bei Clown Rudi wird er vielleicht besser aufgehoben sein. „Politische Clownerie – Kreative Protestformen zum G-8-Gipfel“ lautet der Titel seines Workshops. Im Ankündigungstext steht: „Eine chaotische Offenheit zu Quatsch und kreativem Nonsens sowie eine intensive Auseinandersetzung mit irrelevanten Texten wird vorausgesetzt.“ MARTIN KAUL