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: Schneestille und heiße Tränen

In Will Gmehlings neuem Yeti-Abenteuer „Der Yeti und der Donner der goldenen Wolke“ geht der Schneemensch auf Yakjagd, findet Erleuchtungssucher und ein geheimnisvolles Kloster.

Alter: ein Vorlesevergnügen ab 7, zum Selberlesen ab 9 Jahre

Story: Auf der Suche nach saftigen Yaks wandert der einzige Schneemensch der Welt über die Berge. Zunächst trifft er auf Menschen, die dreimal um einen Berg stapfen wollen, um Erleuchtung zu erlangen. Sie knurren komische Lieder und finden den Yeti unmöglich. Erleuchtung ist, wenn alles paletti ist, erklärt Olli Zack, ein trauriger Tourist aus Eppendorf. Olli gibt dem Yeti acht Portionen Yak in Knoblauchhonigsauce aus. Dafür hilft ihm der Schneemensch mit seiner Himalaya-Magie zu erkennen, was wirklich wichtig ist: öfters Füße waschen und sich um seinen Sohn kümmern.

Glücklich verlässt Olli den Erleuchtungstrupp. Danach gelangt der Yeti zu einem geheimnisvollen Kloster: Trotz des einkehrenden Frühlings droht das Gebäude unter Schneemassen begraben zu werden. Der fröhliche Abt des Klosters schrumpft und außer ein paar Mönchen lebt hier ein stummes Mädchen namens Mond. Dem Yeti gelingt es, den Hungergeist zu befrieden, der für das Schneechaos verantwortlich ist. Inzwischen ist der schrumpfende Abt ganz verschwunden. Die Mönche machen Mond zu ihrem neuen Abt. Oh wie schön ist der Himalaya!

Leserausch: Sehr liebevoll ist der Yeti gezeichnet. Er stellt eine Mischung aus zotigem Naturkerl und warmherzigem Kinderfreund dar. Wie auch das erste Yeti-Buch (Gmehling: „Der Yeti in Berlin“) zieht der heitere, zugleich rührende Erzählstil den Leser sofort in den Bann. Die Sprache ist einfach, viele Wiederholungen und Dialoge erleichtern das Lesen. Der Illustrator Markus Grolik hat alle wichtigen Figuren und Gegenstände der Geschichte als Orientierungshilfe auf das Vorblatt gezeichnet. Seine skizzenhaften Aquarelle durchwirken den Text. Sie treffen den heiteren, warmen Ton der Erzählung. Die unterschwellige Ironie macht das Buch auch für Erwachsene zum Vorlesespaß.

Potter-Faktor 4

Weltwissen: Ganz nebenbei erfährt der Leser einiges über das Leben in einem buddhistischen Kloster. Dabei stehen sich die besserwisserischen Erleuchtungstouristen und die fröhliche Weisheit des schrumpfenden Abtes als Möglichkeiten buddhistischer Praxis gegenüber. Wie heißt es doch: Der Erleuchtung ist es egal, wie man sie erlangt! Davon kann der Yeti ein Lied singen.

Pisa-Faktor 3

SARAH WILDEISEN

Will Gmehling: „Der Yeti und der Donner der goldenen Wolke“. Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2007, 12,90 €