Sicher mit Senioren

Laternen, niedrige Büsche und mehr Rentner: Neue Wohnkonzepte sollen Straftaten verhindern helfen

In manchen Wohnblocks gibt es so viel Kriminalität, dass sie gemieden werden. Einbrüche sind an der Tagesordnung, Autos werden gestohlen, Menschen überfallen. Gerade Neubaugebiete locken durch ihre Abgeschiedenheit und dunklen Ecken gerne mal zur ein oder anderen Straftat. Das Konzept der „städtebaulichen Kriminalprävention“ will das ändern. Neue Bauprojekte sollen mit Hilfe der Polizei durch spezielle Baumaßnahmen sicher gestaltet werden.

Wie einfach das sein kein, zeigt ein Neubaugebiet in Bonn, das NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) gestern vorgestellt hat. Statt Sammelparkplätzen gibt es einzelne Stellplätze bei den Häusern. So können Autoknacker leichter entdeckt werden. Kinderspielplätze befinden sich im Zentrum des Wohngebiets, damit Kinder sich allein bewegen können und trotzdem nah bei den Eltern sind. Bei lange bewohnten Gebieten sind solche Maßnahmen meist nicht mal eben zu bewerkstelligen. Doch auch dort kann Kriminalität gut bekämpft werden. „Oft helfen schon einfache Veränderungen, wie zusätzliche Straßenlaternen oder das Zurückschneiden von dichten Büschen, damit sich die Menschen sicherer fühlen“, rät der Innenminister.

Bonn hat sich aber auch eine einfache Lösung einfallen lassen: Statt Polizeipräsenz, Alarmanlagen und Videoüberwachung setzt man gegen Einbrüche am Tag auf Rentner. Ursprünglich sahen die Planer das Neubaugebiet zwar nur für Familien vor. Doch die müssen natürlich tagsüber aus dem Haus, zur Arbeit und in die Schule. Durch Rentner ist das Viertel nun auch tagsüber belebt und das hält bekanntermaßen Einbrecher ab – sagt zumindest die Polizei.

In Wirklichkeit hat Kriminalität viele Ursachen, die sich außerdem gegenseitig beeinflussen können. In der Kriminologie sind Faktoren wie Armut, Bildung oder das soziale Umfeld längst als Erklärungsmuster anerkannt. Ob Senioren oder Straßenlampen allein die richtige Lösung sind, ist vor diesem Hintergrund zumindest zweifelhaft.

Ein guter Anfang ist es trotzdem. Vor allem amerikanische Forschungen haben längst ergeben, dass Sicherheit und Stadtgestaltung sehr wohl miteinander zusammenhängen. Ingo Wolf hat das Konzept jedenfalls überzeugt. Er wünscht sich, dass künftig alle 396 Städte und Gemeinden NRWs von der Polizei in Sachen „städtebauliche Kriminalprävention“ beraten werden.

HANNAH HOFFMANN