ortstermin: ole von beust bei bmw
: Ein Freund des Hauses

In der Reihe „Ortstermin“ besuchen Autoren der taz nord ausgewählte Schauplätze am Rande des Nachrichtenstroms

In Hamburg hat BMW keinen Platz an der Sonne. Die Niederlassung, wie später zu erfahren war „eine der größten, die wir auf der Welt überhaupt haben“, liegt dort, wo die Eppendorfer Bürgerhäuser aufhören. Stattdessen: still gelegte Fabriken, eine Aral-Tankstelle, dann kommt auch schon der mit Nato-Stacheldraht gesicherte Firmenparkplatz von BMW.

Nebenan auf dem Besucherparkplatz war gestern ein weißes Festzelt aufgebaut. Den Grund hatte die Pressestelle des Senats schon am Montag mitgeteilt: „Lotsenwechsel in der BMW-Niederlassung Hamburg: Bürgermeister Ole von Beust verabschiedet Thomas Magold“, stand in dem Schreiben, und dass Magold „das Amt der Niederlassungsleitung seit 1999“ innehatte.

Drinnen im Zelt stehen dicht gedrängt die Anzugträger und Kostümträgerinnen auf dem eigens gelegten Teppichboden, Hostessen huschen mit Silbertabletts umher. In der ersten Reihe: Rathaus-Amtsinhaber Ole von Beust, der scheidende BMW-Mann und dessen Gattin, sein Nachfolger nebst Gattin und der Vertriebschef Deutschland, ein Mann mit gebräuntem Gesicht, über das kaum ein Lächeln huscht.

Er komme, sagt Ole von Beust, „nicht als Kunde, sondern als Freund des Hauses“. Offenbar kennt man sich, jedenfalls weiß von Beust, dass der BMW-Mann seine Gattin mit „mein Präsident“ tituliert, die Gattin bekommt später Blumen. Ihr Mann hat sich für Hamburg verdient gemacht, Ole von Beust zählt auf: Kultur ist dabei, „Segeln, Pferdesport und Golf“, die Deutsche Muskelschwundhilfe und das Obdachlosenmagazin Hinz & Kunzt.

Der Angesprochene macht einen BMW-Witz: „Wenn man in unserer Branche so viele Komplimente bekommt, sagt der Bord-Computer: alle 20.000 Worte zum Ölwechsel.“ Die Luft im Zelt ist stickig, in einem Seitenzelt nebenan werden die Reden auf Bildschirm übertragen. Drei Anzugträger sitzen davor und schauen sich ihren scheidenden Chef an, sonst ist das Nebenzelt leer bis auf eine Phalanx neuer BMWs. Einer der Männer lässt einen fahren, erhebt sich dabei leicht vom Hocker, fühlt sich ertappt und blickt erschreckt nach hinten.

Der scheidende Niederlassungsleiter hat seine Rede mit vielen Zitaten gespickt, jedes ist ein Lacher. Das Betriebsklima bei BMW sei „weit gehend angstfrei“, sagt er und wünscht der Belegschaft noch „viel Spaß“, um sich sofort zu korrigieren: „Spaß gibt es ja nicht bei BMW. Nur Freude.“ DANIEL WIESE