„Die wollen mich nicht“

Bei den German Open attackiert Deutschlands derzeit beste Tennisspielerin den Verband. Martina Müller wirft dem Deutschen Tennisbund vor, sie von Fördermaßnahmen ausgeschlossen zu haben

AUS BERLIN TORSTEN HASELBAUER

Martina Müller hatte gerade ihr Erst-Runden-Match bei den Quatar Telecom German Open am Dienstag souverän mit 6:0 und 6:2 gegen die Griechin Eleni Danilidou gewonnen, doch reden wollte sie anschließend über etwas ganz anderes. Statt einer Spielanalyse servierte die derzeit beste deutsche Tennisspielerin auf der Pressekonferenz im Berliner Clubhaus des LLTC-Rot- Weiß den überraschten Journalisten eine Art Generalabrechnung mit dem Deutschen Tennis-Bund (DTB). „Ich wollte immer und will auch weiterhin für das deutsche Fed-Cup-Team spielen. Das habe ich immer gesagt. Doch von Barbara Rittner habe ich schon lange nichts mehr gehört“, beklagte die 39. der Weltrangliste. Die 24-Jährige vermutete gar einen Komplott seitens des DTB, „in dessen Präsidium es wohl Leute gibt, die mich nicht mehr für Deutschland spielen lassen wollen“.

Damit eskalierte bei den German Open ein Streit, der bereits vor dem Fed-Cup-Abstiegsspiel im vergangenen Oktober in China seinen Anfang nahm. Martina Müller verweigerte damals ihre Teilnahme. Das deutsche Team war chancenlos. Es verlor in Peking deutlich mit 1:4 und rutschte damit in die zweite Weltgruppe ab.

Angeblich hatte Müller für ihr China-Engagement ein bedeutend höheres Antrittsgeld verlangt als das, was der DTB normalerweise auszahlt. Deshalb kam es anschließend in Offenbach zu einem Gespräch zwischen Martina Müller, ihrem sehr ehrgeizigen Vater und Manager Reinhard Müller sowie sechs Vertretern des DTB. Erörtert wurden die Bedingungen, die eine zukünftige Nominierung von Deutschlands bester Tennisspielerin überhaupt noch möglich machen. „Wir haben verlangt, dass Martina Müller im nächsten Fed-Cup-Match zunächst auf ihre Antrittsprämie verzichten muss, wenn sie noch einmal für Deutschland antreten möchte“, erklärte der Sportdirektor des DTB, Klaus Eberhard, jetzt in Berlin. Seit dem fast konspirativ anmutenden Oktobergespräch ist eine Lösung des Streits Müller/DTB jedoch nicht in Sicht. Fed-Cup-Teammanagerin Barbara Rittner und auch Martina Müller behaupten zwar ohne Unterlass ihren Willen zur Kommunikation. Doch seit sieben Monaten herrscht nichts als tiefes Schweigen. „Frau Müller kann uns jederzeit ansprechen. Obwohl wir mittlerweile längst gute Alternativen im Fed-Cup-Team haben. Eigentlich wollen wir die gerade wiedergefundene Harmonie aus dem gewonnenen Kroatienspiel nicht unnötig stören“, betonte DTB-Sportdirektor Eberhard in Berlin.

Auch Barbara Rittner fürchtet um die im deutschen Frauentennis so seltene Eintracht. Mitte Juli geht es im Fed-Cup gegen Japan immerhin um den Sprung in die höchste Weltgruppe. Ein Aufstieg in die Eliteliga des Welttennis könnte dem leidgeprüften deutschen Frauentennis einen kräftigen Imageschub verpassen. Dennoch tendiert Rittner wohl zu einem Verzicht auf Martina Müller. „Alles andere müsste ich mir stark überlegen“, erklärte die Team-Chefin trocken.

Martina Müller schickte derweil noch einen anderen, massiven Vorwurf am Rande der German Open in Richtung DTB. Die in der Bundesliga für den TEC Waldau Stuttgart aufschlagende Spielerin behauptete, „dass es eine von Gerry Weber gesponserte Lehrgangsvorbereitung in Halle/Saale als Vorbereitung auf Wimbledon gegeben habe, von der ich bewusst nicht informiert wurde. Und außerdem möchte ich mal wissen, wo überhaupt diese Sponsorengelder geblieben sind“, fügte die gebürtige Hannoveranerin noch hinzu. Darauf reagierte selbst der ansonsten eher besonnene Sportdirektor Eberhard deutlich offensiver. „Das ist eine absolute Frechheit. Einen solchen Lehrgang und Geld dafür hat es nie gegeben. Diese Aussage von Frau Müller weisen wir entschieden von uns“, antwortete der DTB-Sportdirektor, als er mit dieser Anschuldigung konfrontiert wurde.