Gemeine Grätsche

PISTORIUS STICHELT

Macht man das? Als Innenminister mal eben so ein Nachbarland abwatschen? Boris Pistorius (SPD) hat als Innenminister von Niedersachsen schon oft bewiesen, dass er verbales Grätschen beherrscht. „Die sind klamm“ – dieser kurze Satz von ihm war ein fieses Foul. Der SPD-Politiker bemängelt, dass Bremen zu Lasten der öffentlichen Sicherheit Geld sparen wolle. Die Idee der Hanseaten lautet: Polizeieinsätze bei Hochsicherheitsspielen der Bundesliga, die für einen enorm hohen Aufwand und viele Überstunden sorgen, sollen der zuständigen Deutschen Fußball Liga (DFL) in Rechnung gestellt werden. Tja, darf man das?

Es war nur eine kleine Spitzfindigkeit, entstanden in einer Talkrunde am Mittwochabend in Hannover. Aber sein flapsiger Hinweis auf das arme Bremen hat einen ernsten Hintergrund. Der Vorstoß, sich die Arbeit der Polizei durch den vermögenden Profifußball mit finanzieren lassen zu wollen, ist nämlich ein politischer Alleingang.

Kein anderes Bundesland will mitziehen. Trotzdem schickt die Bremer Bürgerschaft ein neues Gebührengesetz ins Rennen, das bald verabschiedet werden soll. Es besagt, dass die Polizei kein unbezahlter Prügelknabe rund um ein Fußballstadion sein muss. Problematische Heimspiele von Werder Bremen, bei denen Ordnungshüter Krawall unterbinden und für die allgemeine Sicherheit sorgen, könnten also eine lukrative Angelegenheit werden – für die Bremer Polizei. Sollte sie wirklich Rechnungen für ihre Arbeit rund um das Weserstadion aufsetzen, will die DFL dagegen klagen.

Pistorius vertritt im Namen des Landes Niedersachsen eine klare Kante. Für ihn ist und bleibt es eine originäre Kernaufgabe der Polizei, für Sicherheit zu sorgen. Und man dürfe auch keinen Unterschied machen, ob Einsatzkräfte bei einer Demonstration, einem Helene-Fischer-Konzert oder einem Bundesligaspiel gefragt sind. Mit diesem Kurs nimmt Pistorius sportive Überstunden der Polizei in Kauf. So geschehen zuletzt im April beim Niedersachsenderby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96. 3.600 Polizisten aus sechs Bundesländern hatten ein einziges Fußballspiel überwacht. Dabei dürften Kosten in siebenstelliger Höhe entstanden sein.  OTO