Hat der Papst ein Sexproblem?
Matthias Matussek

REIZ In Rom diskutieren Bischöfe aus aller Welt über Ehe, Familie und Geschlechtsverkehr. Weil viele Gläubige da der Kirche nicht mehr folgen

Der Papst nicht, die taz hat ein Sexproblem, wenn Sie dazu auffordern, mich zu vergewaltigen, weil ich Unterschiede sehe zwischen Mann und Frau. („Es sollte sich mal ein Kerl finden, der sich den Matussek ordentlich vornimmt.“) Und unsere Gesellschaft hat eines. Sie ist infantil wie Dreijährige, spielt am liebsten am eigenen Puller und verschickt Selfies davon wie US-Kongressmann Weiner oder „Guck mal meine Brüste“-Schauspielerin Kirsten Dunst.

Matthias Matussek, 60, ist Kolumnist bei der „Welt“, bekennender Katholik und Autor des Buchs „Das katholische Abenteuer. Eine Provokation“

Hans Gerald Hödl

Das Problem des Papstes ist nicht der Sex an sich, sondern es sind die Hirten und Schäfchen, die das Ideal über die konkreten Menschen stellen.

Hans Gerald Hödl, 50, lehrt Religionswissenschaft an der Universität Wien und ist Präsident der österreichischen Nietzsche-Gesellschaft

Paula Lambert

Mein Eindruck ist, dass der Papst Sex an sich gar nicht so erschreckend findet. Aber die Kehrtwende zu schaffen und Lust als etwas Natürliches anzuerkennen, wird er natürlich nicht schaffen. Schließlich ist die Wollust eine der sieben Todsünden.

Paula Lambert, 40, ist Sex-Kolumnistin des Magazins „GQ“ und hat das Buch „Eine Frau mit Penetrationshintergrund“ geschrieben

Anna Schrey

Die Sexualmoral der Kirche stützt sich auf patriarchale Traditionen, in denen die Tochter eine Ware war, die dem Käufer – also dem Bräutigam – in unversehrtem Zustand übergeben werden sollte. Jesus allerdings hat die Ehebrecherin vor der Steinigung gerettet. Es ist gut, wenn die katholische Kirche ihre Haltung zur Sexualmoral überdenkt. Papst Franziskus will eine Kirche, die bei den Menschen ist.

Anna Schrey, 45, ist taz-Leserin aus Berlin und hat die Streitfrage auf Facebook kommentiert

Rosa von Praunheim

Nein, das Sexproblem der Kirche ist gewollt. Warum sollte der Papst eine offene Sexualmoral einführen? Er gewinnt an Macht, weil Priester ihre Bedürfnisse im Verborgenen ausleben müssen, etwa mit einer Affäre zur Haushälterin. Das Zölibat beachtet kaum jemand. Durch diese Bigotterie sind Menschen erpressbar.

Rosa von Praunheim, 71, Ikone der Schwulenbewegung und Regisseur der Filme „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ und „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“