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: Das Kreuz mit den Muslimen

Heute erfährt der Programmausschuss des ZDF, was die Anstalt mit ihrem „Forum zum Freitag“ für Muslime denn nun wirklich plant

Es war unlängst in Leipzig beim „Medientreffpunkt Mitteldeutschland“ wieder das übliche Bild: Ein katholischer Bischof regt sich über die bescheidene Aufmerksamkeit auf, die den muslimischen Gläubigen – beziehungsweiese Gebührenzahlern – durch die öffentlich-rechtlichen Anstalten mittlerweile zuteil wird (taz vom 9. 5.). Die Verantwortlichen von ARD und ZDF wehren sich ein bisschen. Und Deutschlandradio-Intendant Ernst Elitz mahnt zur Qualität. Nur einen Menschen muslimischen Glaubens sucht man auf dem Podium vergeblich.

Das Spiel wiederholt sich heute im Programmausschuss des ZDF-Fernsehrats, des höchsten Gremiums beim Zweiten Deutschen Fernsehen: auch dort kein Muslim, nirgends. Und bis Ex-SWR-Intendant Peter Voß erhört wird, der den für die Gremienzusammensetzung zuständigen Medienpolitikern endlich Handlungsbedarf nahe legte, dürfte noch manche Amtsperiode der ARD- und ZDF-Räte vergehen.

Die Zeit ist noch nicht reif, hört man überall nuscheln. Und mit Blick auf den medialen Aufgeregtheitsmesser stimmt das: Als ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender Ende Januar das geplante Online-„Wort zum Freitag“ en passant präsentierte, wurde – zum Beispiel in dieser Zeitung – darüber berichtet. Und es passierte – gar nichts.

Erst als sich knapp zwei Wochen später die heiligen Krieger vom Schlage Söder („Deutschland braucht keinen Moschee-Sender“) mopsten und sich der Zentralrat der Juden übergangen fühlte, kam Stimmung auf.

Die Folge: Das „Wort zum Freitag“ mutierte zum „Forum zum Freitag“, sonst blieb alles beim Alten. Eine Verkündigungssendung in eigener weltreligiöser Verantwortung, wie sie die christlichen Kirchen bei ARD und ZDF haben und die Juden haben könnten, im Moment aber nicht in Anspruch nehmen, war schließlich nie geplant.

Und man wird den Eindruck nicht los, die Proteste der Kirchen hätten auch eher genau damit zu tun: Sie fürchten nun um ihre eigenen Sende-Pfründen. Denn was spricht eigentlich dagegen, auch Kirchensendungen wie das „Wort zum Sonntag“ der theologischen Oberaufsicht zu entziehen und einer journalistischen unterzuordnen?

Beim ZDF nun soll das Freitagsspektrum „von theologischen Gedanken bis zu Alltagsproblemen“ reichen, sagte der Fernsehratsvorsitzende Rupert Polenz in Leipzig. Interviews, Gespräche, und – ja, auch Kommentare seien möglich. Sogar Imame dürften online reden. Bis zu zehn Minuten wöchentlich, mit „Bewegtbild“, versteht sich. Nur gesendet, im ZDF gesendet wird es nicht. STG