NEBENSACHEN AUS JOHANNESBURG VON MARTINA SCHWIKOWSKIDER SCHLECHTE RUF DER POLIZEI IN SÜDAFRIKA ODER: EINSÄTZE DER BESONDEREN ART
: Vom Freund und Helfer ins Visier genommen

von Martina Schwikowski

nebensachen aus johannesburg

Der Parkplatz liegt gegenüber einer schicken Restaurantmeile in einem Einkaufsviertel Johannesburgs. Ein Fuß steckt gerade im Auto und der Schlüssel in der Zündung. Da stürmen zwei Schatten auf den Wagen zu. Einer reißt am Arm, der andere sichert die Beifahrertür mit einer Maschinenpistole. Ihr großes Gitterfahrzeug hat die Sicht zur Straße verdeckt. Autos parken, aber niemand ist zu sehen. Es ist stockdunkel. Der Parkwächter vom Tag ist längst weg.

„Komm raus“, brüllt der bullige Typ. „Wieso? Das ist mein Auto.“ „Aussteigen“. Der Gewehrlauf kommt näher. Die Aggressivität der Polizisten ist schockierend. Der Schreck über ihr plötzliches Auftauchen fährt in die Glieder. Alles geht in Sekundenschnelle. Sicherer ist es im Auto, vielleicht durchstarten? Das Maschinengewehr spricht dagegen.

Einen Grund für diese raue Behandlung gibt es offenbar nicht. Nach Ausweisen fragt auch niemand. Gedanken über Misshandlungen durch südafrikanische Polizisten gehen durch den Kopf. Doch das betrifft meistens schwarze Einwanderer.

Aber trotzdem hat Südafrikas Polizei einen schlechten Ruf. Inzwischen schüttelt jeder Südafrikaner nur noch den Kopf, wenn er dieses Wort hört. Sie sind untertrainiert und demoralisiert. 36 Polizisten sind dieses Jahr im Einsatz erschossen worden. Korrupt ist jedoch das Stichwort, das viele der Männer in Blau vereint.

Der Typ an der Beifahrerseite liegt inzwischen mit seinem Gewehr auf dem Boden und sucht mit einer Taschenlampe den Teppich ab. „Was soll das? Ich will den Namen eures Bosses haben.“ Ihre Namen stecken an ihrer Uniform. Sie sind arrogant. Sorgen über eine getarnte Entführung kommen auf, die Erinnerung an Schlagzeilen über Entführer in Polizeiuniformen werden wach. Doch dann wären sie schon weg. Die Drohung mit dem Presseausweis ist der letzte Ausweg. Unangenehm, aber wohl wirksam. Ob die Beschreibung des Wirbels, der sich in den Zeitungen breitmachen wird, geholfen hat? Peinlich. Aber die Männer beruhigen sich etwas. Sie ziehen sich zurück, fragen noch grinsend nach Promille, denn in Südafrika gilt „Drink and Drive“. Langsam sinkt der Adrenalinspiegel, ihr Spiel wird klar. Sie haben kein Interesse an Tests.

Beim Verlassen des Parkplatzes wartet ein ärmlich aussehender, selbsternannter Wächter am Ausgang und sammelt Geld ein. „Hast du das schon erlebt?“ Er nickt: „So nicht. Aber die kommen öfter vorbei. Die wollen nur Kohle.“ Dieses Zauberwort war in der Panik vergessen worden.