Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In diesen Tagen kann es durchaus etwas für sich haben, in dunklen, gut klimatisierten Räumen zu sitzen und Theater zu sehen. Zum Beispiel das emotionsgeladene Kammerspiel „Tape“ des amerikanischen Dramatikers Stephen Belber, das bereits mit Uma Thurman und Ethan Hawke verfilmt worden ist. Nun macht sich ein Fachmann für intensives Theaterkino, Stefan Pucher, an den Stoff vom Kampf zweier Männer um eine (von Nina Hoss gespielte) Frau. Eine andere Variante, die heißen Abende zu verbringen, ist das afrikanische Tanzfestival „Border Border Express“, das ab heute im HAU Tanzproduktionen aus Kenia, dem Kongo, Burkina Faso und Südafrika zeigt. Untersucht wird von den Tänzern und Choreografen, inwieweit sich der Blick der Afrikaner auf sich selbst inzwischen entkolonialisiert hat; sie also die Masken und rassistischen Klischees, die ihnen auch der eigene kolonisierte Blick aufgezwungen hat, inzwischen abstreifen konnten. Krasses Beispiel dafür, wie einst der Blick der weißen Kolonialherren den Blick auch der Afrikaner auf sich selbst enteignet hat, ist die Geschichte der Südafrikanerin Sarah Baartman, die aufgrund spezieller Körpermerkmale im 19. Jahrhundert in Europa als „Hottentotten-Venus“ zur Schau gestellt wurde und der nun Nelisiwe Xaba ihr 80-minütiges Tanzsolo „Sakhozi Says Non To The Venus & They look at Me And That’s All They Think“ gewidmet hat (Freitag). Und weil nun bald die Reisezeit beginnt, geht auch das Theater auf Reisen. „Krákow-Berlin-XPRS“ heißt das (von Armin Petras künstlerisch geleitete) deutsch-polnische Performanceproject, das sich ab Samstagmorgen im EC „Wawel“ von Krakau nach Berlin abspielen wird: eine 10-stündige Reise durch die deutsch-polnische Gegenwart und Vergangenheit und eine Kooperation des Maxim Gorki Theaters mit dem Narodowy Stary Teatr in Krakau.

■ „Tape“: Deutsches Theater/ Kammerspiele, ab Samstag

■ Border Border Express: HAU 1 & 2, 7.–12. 6.

■ Krákow-Berlin-XPRS, ab Samstag, www.krakow-berlin-xprs.com