Streit um Umzug

Bewohner eines Drogenhilfeprojekts wehren sich gegen ihre von der Geschäftsführung geplante Umsiedlung

Gegen Umzugspläne wehren sich neun Bewohner eines Wohnprojekts für substituierte Drogenabhängige in Walle. Zum 31. Oktober will die Drogenhilfeeinrichtung Hohehorst GmbH den Mietvertrag für ihre jetzige Bleibe kündigen und sie danach in ihren anderen Wohnungen unterbringen und dort betreuen. Als Grund gibt der Hohehorst-Geschäftsführer Georg Kurz-Lund eine neue Betreuungslinie an: weg von großen „stationären“ Wohngruppen hin zu ambulanter Hilfe in Einzelwohnungen. Auf diese Weise könnten die Ex-Junkies besser den Weg zurück in die Selbständigkeit erlernen, sie hätten mehr Normalität und liefen weniger Gefahr, rückfällig zu werden. „Es ist nicht einzusehen, warum Drogenabhängige immer nur mit Drogenabhängigen zusammenleben müssen.“

Die Betroffenen hingegen sehen nur Nachteile für sich. In einem offenen Brief fordert die Wohngemeinschaft jetzt die Hohehorst-Geschäftsführung dazu auf, die Kündigung zurückzunehmen. „Es ist gerade, als ob mir jemand den Boden unter den Füßen wegzieht“, sagt Jens Hnatek, der mit 4,5 Jahren am zweitlängsten in der betreuten Wohngruppe lebt. Eigentlich sollen die Bewohner nur ein bis zwei Jahre in der Einrichtung bleiben, in der sie auf ein selbständiges Leben vorbereitet werden. Für Hnatek jedoch ist es sehr viel mehr als ein Übergangswohnen: „Eine Person blieb immer zum Kochen zuhause, während die anderen arbeiten gingen. Ich habe hier gelernt, keinen Scheiß mehr zu machen und auf andere zu achten.“ Auch die Sozialarbeiter der Wohngruppe bestätigen, dass das Wohnprojekt seit zwölf Jahren eine etablierte und gut funktionierende Einrichtung in Walle sei, über die es keine Beschwerden von Nachbarn gebe.

Außerdem wollen die Bewohner nicht einsehen, warum sie nicht mehr wie bisher als Umzugshelfer arbeiten dürfen. Geschäftsführer Georg Kurz-Lund hält dagegen, dass man als gemeinnütziger Träger nicht „verbilligt normale Arbeit erledigen kann. Wir sind kein Umzugs- und auch kein Malermeisterunternehmen. Da hätten wir zurecht Ärger mit den Behörden bekommen.“ Stattdessen könnten die Bewohner Ein-Euro-Jobs als Arbeitsgelegenheiten annehmen. Sabotieren wolle er das Wohnprojekt nicht, sagt Kurz-Lund. Bisher seien seine Ersatzangebote von den Betroffenen abgelehnt worden. Möglicherweise könnten die Bewohner sogar alle zusammenbleiben. Dafür müssten sie dann aber nach Lesum ziehen. patt