Wahlsieg für José Ramos-Horta

Friedensnobelpreisträger und amtierender Premierminister wird Osttimors Präsident

BANGKOK taz ■ Noch vor der Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses gratulierten gestern bereis die ersten Staatsoberhäupter: José Ramos-Horta, bis dato Premierminister hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Osttimor mit rund 70 Prozent der Stimmen gewonnen. Sein Rivale Francisco Guterres von der Regierungspartei Fretilin unterlag weit abgeschlagen. Unterstützt wurde Ramos-Horta von den ausgeschiedenen Kandidaten sowie von Präsident Xanana Gusmão, der im Juni Premierminister werden will. „Ich werde halten, was ich im Wahlkampf versprochen habe: mich für die Armen einsetzen, das Land vereinen und die Wunden heilen“, verkündete Ramos-Horta gestern in der Hauptstadt Dili. Er kündigte eine Armeereform sowie Programme zur Belebung der Wirtschaft an.

Die Hoffnung, dass Ramos-Horta den politischen Spannungen im Land ein Ende bereite, sei groß, so Justino da Silva vom Timor-Leste NGO-Forum. Letztes Jahr kamen bei politischen Auseinandersetzungen 37 Menschen ums Leben. „Die Menschen erwarten vor allem Stabilität von Ramos-Horta“, so der osttimoresische Analyst Julio Thomas. Dafür wird der neue Präsident auch mit der einflussreichen Fretilin-Partei des unterlegenen Guterres zusammenarbeiten müssen.

Ob beide ihre politischen Rivalitäten beilegen, bleibt abzuwarten. Ramos-Horta gilt als Freund des Westens, der während der indonesischen Okkupation aus dem Exil für die Unabhängigkeit Osttimors gestritten hatte. Exguerillakämpfer Guterres hingegen war im Land geblieben. Seine linksnationalistische Fretilin war aus dem bewaffneten Widerstand hervorgegangen.

NICOLA GLASS