Einmal um die Welt gehört

Im Jahr eins nach der Fußball-WM ist bei den meisten Weltmusik-Festivals wieder Alltag eingekehrt. Dennoch lassen sich in Deutschland auch in diesem Jahr wieder überall Entdeckungen machen

VON DANIEL BAX

Es herrscht die Ruhe nach dem Sturm. Im Vergleich zum letzten Jahr, wo im Rahmen der Fußball-WM das musikalische Angebot geradezu explodierte, ist nun wieder der Festival-Alltag eingekehrt. Doch die etablierten Events haben auch diesmal wieder einiges zu bieten.

Eröffnet wird der Festival-Reigen wie immer am Pfingstwochenende mit dem mehrtägigen Karneval der Kulturen in Berlin (25. bis 28. Mai). Der bunte Umzug zieht am Sonntag durch Kreuzberg. Zum zweiten Mal schon wurde im Vorfeld ein Songwettbewerb ausgeschrieben, um den Karnevals-Hit zu bestimmen: mal sehen, welcher sich auf der Straße durchsetzt.

Am selben Wochenende steigt das traditionsreiche Jazz-Festival in Moers (25. bis 28. Mai). Anstelle der „African Dance Night“ hat die neue Leitung die Reihe „the night“ ins Leben gerufen, bei der u. a. das Antibalas-Orchester und die Brooklyn Funk Essentials, beide aus New York, erwartet werden.

Beim 19. Africa-Festival in Würzburg, das ebenfalls vom 25. bis 28. Mai stattfindet, stehen in diesem Jahr die weiblichen Stars im Vordergrund: Mehr als die Hälfte der 20 Künstler sind Frauen oder Bands, die von Frauen angeführt werden. Dazu zählen brasilianische Sängerinnen wie Alina de Lima und Celia Maria, Lura von den Kapverden und Nathalie Natiembé von der Insel La Réunion im Indischen Ozean. Außerdem gibt es wieder ein Forum für die deutsche Reggae-Szene sowie Filme und Podiumsdiskussionen zum Thema Rassismus und Diskriminierung.

Bereits begonnen hat das 14. Weltnacht-Festival Bielefeld, das in diesem Jahr noch bis zum 18. August andauert und in dieser Zeit über 45 Konzerte in seine Region bringen wird, darunter ein indisch-tamilisches Fest mit Hariprasad Chaurasia und Auftritte von Akli D. in Paderborn sowie ein Konzert von Manu Gallo auf dem Marktplatz in Detmold. Höhepunkt ist der „Carnival der Kulturen“, der am 2. Juni mit einem großen Umzug durch Bielefeld gefeiert wird.

Beim Kemnade-Festival auf der gleichnamigen Wasserburg bei Bochum werden vom 15. bis 17. Juni Bands wie The Shin aus Georgien, Bente Kahan & The Gypsy Four aus Finnland, Dikanda aus Polen, das Theodosii Spassov Trio aus Bulgarien und die kurdische Sängerin Aynur erwartet. Der bisherige Fokus auf den orientalischen Raum wurde also großzügig erweitert.

Beim Stimmen-Festival in Lörrach vom 22. 6. bis 29. 7. greift man für die Konzerte auf dem Marktplatz der Stadt auf große und bewährte Namen wie Pink und Stefan Eicher zurück. Im Burghof dagegen stehen die Ausnahme-Vokalistin Ilene Barnes, der Spoken-Words-Künstler Sekou Sundiata sowie Bobby McFerrin auf dem Programm.

Das Kulturzelt in Kassel beginnt seine Spielzeit ebenfalls am 22. Juni, macht aber durch bis zum 12. August – unter anderem mit Sara Tavares, dem Bajofondo Tango Club, der Fanfare Ciocarlia und den 17 Hippies.

Die große Summer-Stage-Party am Tanzbrunnen in Köln steigt in diesem Jahr am 30. Juni unter dem Motto „Habibi Beats“ und führt den ägyptischen Shaabi-Star Hakim als Headliner.

Beim 13. Masala-Weltbeat-Festival in Hannover darf man sich vom 4. bis zum 15. Juli auf die Amsterdam Klezmer Band, Balkan Beat Box, Africando, das argentinische Ensamble Nuevo Tango sowie die 17 Trommlerinnen und Trommler der japanischen Gruppe Gocoo freuen.

In der Kulturarena in Jena dagegen sind vom 5. Juli bis 19. August der Bajofondo Tango Club, der Buena-Vista-Cowboy Eliades Ochoa sowie der kubanische Sänger Robert Fonseca angesagt.

Das ruhmreiche Tanz- und Folkfest Rudolstadt legt vom 6. bis 8. Juli seinen Länderschwerpunkt auf die USA, lädt aber neben Laurie Anderson und Nathan & The Zydeco Cha Chas (alle USA) auch den armenischen Duduk-Star Djivan Gasparyan, den Pianisten Maurice El Medioni sowie das Idan Raichel Project aus Israel ein. Außerdem wird der Weltmusikpreis Ruth vergeben, der in diesem Jahr an Achim Reichel sowie Etta Scollo geht.

Am selben Wochenende steigt das Festival Viva Afro Brasil! in Stuttgart (6. bis 8. Juli), doch dessen diesjähriges Line-up stand bei Redaktionsschluss nicht fest. Gleiches gilt für das 8. Afrika-Festival in Potsdam, das für den 13. bis 15 Juli 2007 angesetzt ist, und das Bardentreffen in Nürnberg (27. bis 29. Juli).

Zum Ausklang des Sommers lockt dann das „Popdeurope“-Festival in Berlin (14. Juli bis 4. August). Der Auftakt mit den Ohrbooten aus Berlin und den Orishas aus Kuba sowie die Termine mit der Band MIA und Shantels Bucovina Club Orkestar sind schon offiziell.