LESERINNENBRIEFE
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Ein Blick auf London

■ betr.: „Hamburg sagt dann tschüs“, taz.nord vom 13. 10. 14

Spinnen die jetzt? Solcherart Deregulierungs- und Zersplitterungsexperimente gab’s schon in London, als Margaret Thatcher im Londoner Rathaus einen veritablen politischen Gegner auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen hatte und diesen auf dem Weg demokratischer Wahlen nicht loswerden konnte. Daraufhin wurde London aufgeteilt, jeder Stadtbezirk wurde zur eigenständigen Stadt und kochte fortan seine eigene Suppe, beispielhaft sichtbar beim Bau oder Unterhalt stadtübergreifender Infrastruktureinrichtungen, wo man an den Bezirksgrenzen sehen konnte, wie die Interessenlagen der jeweiligen „Nachbarstädte“ zueinander waren. Am Ende musste man einsehen, dass gesamtstädtische Verwaltungsstrukturen einfach sinnvoller sind.  MAHARISHI, taz.de

Wir Schüler sind überfordert

■ betr.: „Hamburg bleibt beim Turbo-Abi“, taz.nord vom 10. 10. 14

Meiner Meinung nach ist es wirklich schade, dass die G9 Initiative nicht genug Stimmen für einen Volksentscheid bekommen hat. Ich denke dennoch, dass die 45.000 gesammelten Stimmen nicht ungehört bleiben sollten, zumal ich denke, dass es wesentlich mehr Menschen gibt, die auch unterschrieben hätten, es aber schlicht und ergreifend zu wenig Unterschriftensammler gab. Ich selbst hätte gerne unterschrieben und die G9 Initiative so unterstützt, leider fehlte mir dafür die Zeit, da ich mittlerweile in der 11. Klasse bin und schon jetzt damit anfangen muss mich auf mein Turbo-Abitur vorzubereiten. Ich will ehrlich sein, ich finde, es ist eine Frechheit, dass es erst einen Volksentscheid braucht, um dieses lästige Turbo-Abitur abzuschaffen, denn es sind auch Schüler betroffen, die noch nicht an einem Volksentscheid teilnehmen dürfen. Es wird viel davon geredet, dass sich Eltern und Großeltern dafür einsetzen, dass das Turbo-Abitur abgeschafft wird und mit diesen und natürlich auch mit den Vertretern der G9 Initiative wird viel diskutiert, aber warum werden wir Schüler nicht gefragt? Wir ersticken in Hausaufgaben, weil die Lehrer ihren vorgegebenen Unterrichtsstoff nicht anders umsetzen können. Das Schulsystem ändert sich ständig und ich möchte, dass eines klar wird, kein Hamburger Schulsenator, Bürgermeister ja nicht mal unsere Eltern oder Großeltern können sich vorstellen, wie hoch die Anforderungen sind, die man heutzutage an uns Schüler stellt, weil die Schule damals einfach eine ganz andere war. Wie sollen wir innovativ lernen und arbeiten, wenn wir fast alle an einer chronischen Übermüdung leiden? Und was bringen uns unsere doch so zahlreichen Ferien und freien Tage, wenn wir auch dort noch Schulaufgaben zu erledigen haben? Ich weiß, dass es für mich keine Chance mehr gibt, von einem Schulabschluss nach 13 Jahren zu profitieren, da ich in zwei Jahren Abitur mache. Trotzdem möchte ich mich dafür einsetzten, dass die Generationen nach mir eine Chance auf Entlastung durch das G9 haben.  MADELEINE MÜLLER, Hamburg

Endlich wichtige Punkte

■ betr.: „Hamburg bleibt beim Turbo-Abi“, taz.nord vom 10. 10. 14

Puh, da fällt mir ein Stein vom Herz. Ich hatte wirklich keine Lust auf noch eine Strukturänderung in der Schullandschaft. Jetzt könnte die Debatte endlich zu den wichtigen Punkten wie Pädagogik und Inhalte kommen.  BICYCLEREPAIRMAN, taz.de

Selbstgefällige Schulpolitik

■ betr.: „Hamburg bleibt beim Turbo-Abi“, taz.nord vom 10. 10. 14

Unabhängig davon, dass die Hamburger die Forderung nach Wiedereinführung des G9 mit überwältigender Mehrheit unterstützt haben und mit größeren Ressourcen leicht die doppelte Zahl von Stimmen hätte gesammelt werden können, frage ich mich, wie die gewählten „Volksvertreter“ selbst 45.000 Eltern und Bürger, die klar und deutlich ihre Ablehnung gegenüber G8 zum Ausdruck gebracht hat, ignorieren können. Der Satz „Auch würde man hinnehmen, dass Eltern diese Schulen ablehnen“ bringt die Ignoranz und Selbstgefälligkeit unserer Schulpolitik auf den Punkt.  HIMBEERBROT, taz.de