ZUSAMMEN UND DRAUSSEN
: Ein bisschen her

Er könne diesen Satz sagen, wann und wo er wolle

Eine Geburtstagsfeier außerhalb von Berlin. Mit Übernachten. In diesem außergewöhnlich linden Oktober. Man saß also rauchend, trinkend und mit kalten Füßen ums vom Hausherrn genial mit einer Klemmlampe beleuchtete Grillfeuer und beredete Gott und die Welt. Eigentlich sagte jeder, egal welches Thema gerade dran war, immer dasselbe, aber das machte nix.

Am nächsten Tag fand sich gegen Mittag eine leicht variierte Besetzung abermals ums Feuer ein, die letzten Würste und Hühnerbeine mussten bewältigt werden. Z. war gestern auch schon lange dabeigesessen, jetzt holte sie tief Luft und tischte eine Geschichte auf, an der sie immer noch nagte. Vor einer Weile hatte sie einen etwas jüngeren Mann kennengelernt. Er begeisterte sie wie lange keiner mehr, und alles, das betonte sie mit besonderem Bedauern, war toll. Eines Tages kam gegen Dienstschlusszeit eine SMS angeflattert: „Hey, Arbeit macht frei, oder?“

Z. war vor den Kopf gestoßen, reagierte konsterniert, aber verzichtete auf eine größere Diskussion. Es ließ ihr jedoch keine Ruhe, und ein paar Wochen später hakte sie noch mal nach. Der angehende Freund reagierte genauso, wie sie es erwartet und befürchtet hatte. Nicht nur strohdoof und naiv, sondern allen Ernstes darauf beharrend, dass er diesen Satz sagen können wolle, wann und wo er wolle. Die schlimme Zeit, die nun auch schon ein bisschen her sei, habe den nicht für immer für sich gepachtet. Das war’s dann gewesen. Wir guckten betreten, Z. tat uns leid. Außerdem hatten wir das Gefühl, dass der vorangegangene Abend nur die Aufwärmübung für diese Geschichte gewesen war. So eine Knalltüte begegne ihr bestimmt nicht noch mal, schloss Z. Und wenn, dann mache sie einen Film daraus.

Später wurden emsig, aber folgenlos Mailadressen, gar Visitenkarten getauscht, bevor jeder in seinem Berliner Leben verschwand. KATRIN SCHINGS