Bergab durch die Mitte

Werder Bremen verliert am vorletzten Spieltag zu Hause mit 1:2 gegen Eintracht Frankfurt. Die Meisterschaft kann Werder damit vergessen – und auch der zweite Platz ist auf einmal weit weg

VON KLAUS IRLER

Es wird ein begrenztes Vergnügen sein, kommenden Samstag den Werder-Sonderzug von Bremen nach Wolfsburg zu nehmen. Gefüllt sein wird der Zug mit einem Teil jener 15.000 Werder-Fans, die sich bereits ein Ticket für diesen letzten Spieltag besorgt haben. Alle in dem Glauben, es gebe ein Finale im Rennen um die Meisterschaft, das Werder möglicherweise für sich entscheiden könnte. Doch daraus wird nichts: Werder hat die vorletzte Partie gegen Eintracht Frankfurt mit 1:2 verloren.

Verwirkt sind damit alle Chancen auf die Meisterschaft, die Bremen in dieser Saison als Ziel ausgegeben hatte. Bestenfalls könnte Werder jetzt Zweiter werden, aber nur, wenn Schalke kommenden Samstag verliert – und Werder gewinnt. Letzteres scheint nach den vielen Nackenschlägen, dem Ausscheiden aus UEFA-Cup und Meisterschaftsrennen, keineswegs gesichert.

Werder steht am Ende einer durchwachsenen Saison mit leeren Händen da und ist genervt von den eigenen Unzulänglichkeiten. „Ich habe in der Winterpause gesagt, dass wir uns nur selbst schlagen können“, sagte Torsten Frings am Samstag. „Und das haben wir hinbekommen.“

Aber verloren gegangen, so Frings, sei die Meisterschaft „nicht heute, sondern schon in solchen Partien wie gegen Bielefeld.“ Dabei war der Bielefeld-Spieltag vor zwei Wochen einer von mehreren, an denen Werder die Tabellenführung hätte übernehmen können. Denn die Konkurrenz aus Stuttgart und Gelsenkirchen hatte in der Rückrunde häufig Punkte verschenkt. Werder aber verschenkte noch mehr.

Die Niederlage gegen Frankfurt ist allerdings nicht auf Leichtsinn, sondern auf Ideenlosigkeit zurückzuführen. Stumpf durch die Mitte wollten die Bremer Torchancen erzwingen und ermöglichten damit den klug abwartenden Frankfurtern gefährliche Konter. Der erste davon führte nach 13. Minuten zur Frankfurter Führung durch Ioannis Amanatidis.

Immerhin fand Aaron Hunt noch vor der Halbzeit den Weg durch die Frankfurter Abwehr und glich auf Zuspiel von Markus Rosenberg aus (34.). Miroslav Klose dagegen gelang gar nichts. Verwunderlich, dass Werder-Trainer Thomas Schaaf nicht ihn, sondern Rosenberg in der 62. Minute aus dem Spiel nahm, um Hugo Almeida zu bringen.

Statt über die Außenpositionen versuchten es die Bremer immer weiter mit der Brechstange. Sie schlugen hohe Bälle in den Strafraum, hatten mit 63 Prozent Ballbesitz mehr Spielanteile und kassierten doch in der 69. Minute das 1:2. Besorgt hatte das Naldo in Form eines Eigentors – er kam damit dem schussbereiten Frankfurter Takahara zuvor.

Der erneute Rückstand brachte Werder komplett aus der Fassung. Statt aus den (Zwischen-)Ergebnissen bei Schalke und Stuttgart Inspiration zu schöpfen, verkrampften sich die Bremer. Was Trainer Schaaf veranlasste, den genesenen Per Mertesacker für Hunt zu bringen und dafür den kopfballstarken Naldo von der Abwehr nach vorn zu verlegen – erfolglos.

„Es tut uns leid, dass wir den Anforderungen nicht gerecht werden konnten“, sagt Thomas Schaaf nach der Partie. „Aber es geht weiter.“ Gemeint ist die vage Hoffnung, am letzten Spieltag vielleicht doch noch auf Platz zwei aufzurücken und sich damit direkt für die Champions League zu qualifizieren. Gemeint ist außerdem die Hoffnung, aus einer Saison mit sehr unterschiedlichen Leistungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Am Kader wird Werder „so viele Veränderungen nicht machen“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs. Aber zum „Verhalten der Mannschaft bei Drucksituationen brauchen wir weiteres Training“.