Ein netter Platz beim „Spiegel“

betr.: „Die Frau von der Triebabfuhr“, taz vom 28. 2. 07

Ich stelle mir die Frage, was der eigentliche Zweck des Textes von Erik Heier ist. Das Buch der von Schirach kann es nicht sein, da man kaum etwas außer sinnentleerten Phrasen darüber erfährt. Interessanter sind da schon die Ausführungen zu Ariadne von Schirach: Als begnadete Schriftstellerin erhielt sie vor anderthalb Jahren einen netten Platz beim Spiegel. Dies natürlich nur auf der Grundlage ihres großen Talents und nicht, weil ihr Vater kurz zuvor seine Jugendbiografie, „Der Schatten meines Vaters“, veröffentlicht hatte, die auch nur wegen des Lebens seines Vaters irgendein Interesse weckte.

Diese Biografie sei ein „sehr kluges Buch“ schreibt Heier. Ein kluges Buch? Zitat Zeit-Literaturkritik: „Obwohl sein Buch zahlreiche Datierungs-, Zuordnungs- und Namensfehler aufweist …“ Ein kluges Buch, in dem Richard von Schirach sich in der ersten Hälfte als in Sippenhaft mitleidender Jüngling beschreibt, und im zweiten Teil dann auch noch von der Lichtgestalt des Vaters enttäuscht wird! Aber damit ist der Name von Schirach für den Autor noch nicht ganz reingewaschen, denn „das Wissen über seine [Baldurs] Kriegsverbrechen war in der Familie verfügbar“. Kriegsverbrechen?!? Die Deportation von 180.000 Wiener Juden im Rekordtempo wurde im Nürnberger Prozess jedenfalls noch Verbrechen gegen die Menschlichkeit genannt. SVEN BAYER, Bonn