„Druck machen“

Streitgespräch über ethisch korrekte Mode

■ 28, koordiniert Aktionen der Kampagne „Saubere Kleidung“ und macht Öffentlichkeitsarbeit für das entwicklungspolitische Netzwerk Inkota.

taz: Frau Thimm, Sie wollen materiellen Konsum als Einfluss für immaterielle Menschenrechte nutzen. Ist das kein Widerspruch?

Julia Thimm: Es ist jedenfalls kein Widerspruch, von global agierenden Wirtschaftsunternehmen die Einhaltung der Menschenrechte zu fordern. Kleidungsstücke werden häufig in Entwicklungs- und Schwellenländern produziert und hiesige Unternehmen machen damit Gewinne. Dabei bietet die Wirtschaft eine Chance, die Armut in den Produktionsländern zu bekämpfen.

Wann ist Mode ethisch sauber?

Wichtig ist der existenzsichernde Lohn, dem genaue Berechnungen vorangehen. Außerdem hat die Kampagne für saubere Kleidung einen Verhaltenskodex herausgegeben, der sich an den Kernarbeitsnormen der Vereinten Nationen sowie an den Menschenrechten orientiert.

Ist es denn jedem möglich, ethisch zu konsumieren?

Momentan gibt es noch kaum „saubere“ Kleidung, auch wenn kleine Labels erste Schritte machen. Die großen Marken müssen ihre Einkaufspolitik ändern. Jeder Einzelne ist gefragt, sich in Protestaktionen zu engagieren oder seine Stimme zu nutzen, um bei den Firmen Druck zu machen. VerbraucherInnen dürfen sich nicht nur als KonsumentInnen begreifen. Der bisherige Druck hat schon viel bewegt.

Wie kann ich die ethische Korrektheit meiner Mode prüfen?

Das ist sehr aufwendig. Man kann sich bei den Firmen erkundigen und selbst die Glaubwürdigkeit hinterfragen oder sich über unsere Kampagne „Saubere Kleidung“ informieren. Es gibt auch Internetprofile zu den einzelnen Firmen. INTERVIEW: VIP

Diskussion mit Achim Lohrie (Tchibo) und Marina Rudolph (L’Anima Agents): 19 Uhr, Verbraucherzentrale, Kirchenallee 22