Markenzeichen: Hollande-Hass

David Van Hemelryck geht überall hin, ist aber nirgends wirklich willkommen

Er hat das Gesicht eines französischen Durchschnittsbürgers, er ist 34 Jahre alt und hat den Abschluss einer Eliteschule. Doch seit Mai 2012 kann David Van Hemelryck seines Lebens nicht mehr froh werden. Die Wahl des Sozialisten François Hollande ist ihm ein Dorn im Auge. Doch das ist ein viel zu schwacher Ausdruck für seine Ressentiments. Denn Van Hemelryck kann es schlicht nicht schlucken, dass dieser Hollande, den er als Archetyp des politischen „Manipulators“ bezeichnet, an der Spitze Frankreichs steht.

Van Hemelryck ist nicht Mitglied einer Oppositionspartei, er will Hollande im Alleingang stürzen. Das ist sein Lebensinhalt. Er hat seinen Beruf als Consultant in der Luftfahrt aufgegeben und seine ganzen Ersparnisse in seinen Kreuzzug investiert. Dabei setzt er auf bewährte Methoden der Produktwerbung und auf die Social Networks. Er versteht es, mit seiner 1-Punkt-Forderung „Hollande démission“ oder „Hollande dégage“ („Hollande, hau ab“) in die Schlagzeilen zu kommen. Im Sommer kurvte der Hobbypilot mit seinem Kleinflugzeug, dem er ein gut lesbares Schmähspruchband angehängt hatte, im Tiefflug die Badestrände entlang.

Auf Facebook bietet er T-Shirts und andere einschlägige Artikel an, alle mit dem Kopf von Hollande, der mit einem schwarzen Balken und dem Slogan „Hollande démission“ überschrieben ist. Er hat den Slogan als Marke registrieren lassen.

Was Van Hemelryck abgesehen von Hollandes Abgang bezweckt, ist ziemlich schleierhaft. Er spricht vage von einer „Revolution“ und stellt Kontakte zur extremen Rechten vehement in Abrede. Er geht aber überall hin, wo sich etwas gegen die Regierung und den Präsidenten regt: so zu den demonstrierenden Gegnern der Homo-Ehe oder zu den „Rotmützen“-Steuerrebellen in der Bretagne. Nirgends ist er aber wirklich willkommen. Und wenn er bei Auftritten des Präsidenten zu gemeinsamen Buhrufen und Pfeifen aufruft, riskiert er jedes Mal eine Anzeige wegen Anstiftung zu Aufruhr und öffentlicher Ruhestörung.

Das aber lässt ihn ebenso kalt wie das spöttische Lächeln der Journalisten, die ihn als Fanatiker oder Spinner mit einer fixen Idee porträtieren. Er selber ist sicher, dass er seinen Privatkrieg gegen den Staatschef gewinnen werde. Er verweist auf Umfragen wie auf einen persönlichen Sieg: „85 % der Franzosen desavouieren Hollande, er ist nicht mehr legitim.“ RUDOLF BALMER