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: Disneyland für Ahnenforscher

Mit dem „historischen Ort“ soll die Ballinstadt nun punkten. Die Organisatoren sind bescheiden geworden. Als es darum ging, den Fünf-Millionen-Euro-Zuschuss der Stadt durchzusetzen, war noch von einer erhaltenen „Originalbaracke“ die Rede. Sie wurde als Wettbewerbsvorteil gegenüber Bremerhaven dargestellt, wo es seit zwei Jahren ein florierendes Auswanderermuseum gibt. Die Baracke ist inzwischen abgerissen.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Stattdessen setzt man nun auf eine Rekonstruktion, aus Kostengründen hie und da ein wenig abgespeckt. Eine Kunstwelt, von der Historie inspiriert. Ein Auswanderer-Disneyland. Den Satz „Wir haben hier in Amerika so viel Neues, da wollen wir in Europa etwas Altes sehen“, brachten die Macher von ihrer Werbetour aus den USA mit. Und da ein Gutteil der Kundschaft von jenseits des großen Teiches kommen soll, wurde ihrem „Wunsch“ entsprochen.

Aber die Amerikaner werden sich nicht mit einer Geschichts-Placebo abspeisen lassen. Aus Ellis Island wissen sie, wie ein behutsam konservierter Original-Schauplatz aussieht. Und über den Erfolg werden ohnehin die heimischen Besucher entscheiden. Bremerhaven hat vorgemacht, wie man das Thema mit spannenden Ausstellungen populär macht. Ein paar pseudo-alte Gemäuer und eine Online-Datenbank sind zu wenig.