Enthauptete Orchideen

In Goslar fahnden Umweltschützer nach einem Unbekannten, der streng geschützte Pflanzen köpft

Einem unbekannten Hobbyfotografen drohen bis zu 50.000 Euro Bußgeld. Er streift mit einer Küchenschere durch die Biotope rund um das niedersächsische Goslar und zerschneidet dort seltene und streng geschützte Blumen. Gepflegt werden die Biotope von der Natur- und Umwelthilfe Goslar – und die ist mit ihrer Geduld am Ende: Der Verein appelliert an alle Naturfreunde, beim Spaziergang nach blinkenden Scheren Ausschau zu halten und so bei der Tätersuche zu helfen.

Seit dem Jahr 2005 hätten die Mitglieder des Vereins siebenmal zerstörte Blumen gefunden, sagt der Umwelthilfe-Vorsitzende Volker Schadach. Immer lagen die abgeschnittenen Blüten neben den Pflanzen auf der Erde. Die Pflanzen konnten also nachwachsen, sich aber im betreffenden Jahr nicht mehr vermehren.

Bald kam den Naturschützern die Idee, bei dem Blumen-Vandalen müsse es sich um einen Fotografen handeln. Denn seine Opfer sind nicht nur selten, sondern auch besonders schön. Außerdem stehen sie oft an sehr fotogenen Standorten. Schadach vermutet deshalb hinter den Taten einen „leicht verhaltensgestörten Fotografen“, der seine Motive keinem anderen Blumenfan gönnt.

Bisher hat sich der Scheren-Täter unter anderem Orchideen, ein Albino-Knabenkraut und jüngst eine Wiesenküchenschelle ausgesucht. Für diese zielgerichtete Zerstörung der Pflanzen braucht er einiges Fachwissen. Einen konkreten Verdacht haben aber bisher weder die Naturschützer noch die Goslarer Behörden. Deshalb hofft Schadach jetzt auf Spaziergänger mit Detektivqualitäten. KC