Never ending Storim

UNI Das linke Seminar von Fritz Storim ist dank reger Proteste zurück an der Uni Bremen. Sein neues Zuhause befindet sich im Fachbereich Informatik – offenbar aber nicht zur Freude aller

„Für StudentInnen wird erneut die Möglichkeit eröffnet, über den Tellerrand des eigenen Faches hinauszuschauen“

Kristin Reimers, Asta-Referentin für Hochschulpolitik

Das linke Seminar des Physikers Fritz Storim kehrt nach Protesten von Studierenden dieses Wintersemester an die Uni Bremen zurück. Die erste Sitzung der Lehrveranstaltung „(Neue) Technologien, Menschenbild und Ethik vor dem Hintergrund der Liberalisierungs- und Globalisierungs-Offensive“ soll heute stattfinden.

Das Seminar wurde zum Sommersemester 2014 abgewickelt, weil am Institut für Politikwissenschaft Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der linken Lehrveranstaltung bestanden hatten (taz berichtete). Nun wird es beim Lehrstuhl für Informatik weitergeführt.

Der Asta der Uni Bremen begrüßt die Wiederaufnahme eines der „letzten linken und kritischen Seminare“. Neben einer Unterschriften-Aktion, mit der 170 Studierende ihre Unterstützung bekundeten, hätten insbesondere auch die Kritik des wissenschaftlichen Beirates von Attac sowie Solidaritätsbekundungen aus den Rechtswissenschaften der Bremer Uni dazu beigetragen, dass das Seminar nun wieder angeboten werde. Storim selbst freut sich darüber, dass der Kurs nach einer einsemestrigen Pause ein „neues Zuhause“ unter dem Dach der Informatik gefunden hat. Das Interesse an der kritischen Lehrveranstaltung sei bereits im Vorfeld groß gewesen, sagt er.

Warum der Informatiklehrstuhl im Gegensatz zur Politikwissenschaft bereit war, das Seminar weiterzuführen, wollte Ute Bormann, Vorsitzende der Studienkommission Informatik, auf Nachfrage der taz nicht beantworten. Eine Mitarbeiterin deutete jedoch an, dass die Wiederaufnahme Storims bereits Ärger im Rektorat nach sich gezogen habe. Dort verwies man jedoch nur ans Dekanat des Lehrstuhls, wo eine Anfrage der taz bis Redaktionsschluss unbeantwortet blieb. Offenbar ist das Seminar in Teilen der Bremer Uni immer noch politisch unerwünscht.

Kristin Reimers, Asta-Referentin für Hochschulpolitik, freut sich jedenfalls auf das Seminar: „Für StudentInnen wird erneut die Möglichkeit eröffnet, über den Tellerrand des eigenen Faches hinauszuschauen und über gesellschaftsrelevante Fragen zu diskutieren.“

Der Atomkraftgegner Fritz Storim hatte das kritische Seminar seit 1992 unentgeltlich angeboten. Themen darin sind unter anderem „Wissen als Ware“, „Leben und Sterben als Ware“, „Kommunikation als Sabotage an den herrschenden Lebensverhältnissen“ und „Bio-Macht“. Die Studierenden können die Lehrinhalte und Diskussionen zu großen Teilen mitgestalten.  GARETH JOSWIG