Rechnerisch tödlicher

GESUNDHEIT In Bremen sterben prozentual mehr Ehec-Erkrankte – dennoch sei das „nicht signifikant“

Rechnerisch zeichnet die Bremer Ehec-Statistik ein erschreckendes Bild: Vier Todesfälle von insgesamt 64 Erkrankten – eine sehr hohe Todesrate.

Nach den Zahlen des Bremer Gesundheitsressorts vom Donnerstag verliefen in Bremen über sechs Prozent aller Ehec-Erkrankungen tödlich. In Niedersachsen sind es unter zwei Prozent, in Hamburg deutlich weniger. Ist die Gesundheitsversorgung im kleinsten Bundesland besonders schlecht? „Nein“, heißt es aus dem Bremer Gesundheitsamt. Bei kleinen Fallzahlen sei jeder Todesfall statistisch sehr auffällig, man müsse sich die Einzelfälle anschauen. „Die Mehrheit der verstorbenen Patienten war alt und hatte Vorerkrankungen“, so ein Vertreter.

Doch erklärt das die erhöhte Todesrate? „Die Rohdaten kann man nicht vergleichen“, beruhigt auch Medizinwissenschaftler Hermann Pohlabeln, Leiter der Fachgruppe für Statistische Methoden in der Epidemiologie an der Uni Bremen. Gleiches gelte beispielsweise für die Krebsstatistik. „In einer Stadt können mehr Todesfälle vorkommen, weil etwa eine Fachklinik die schweren Fälle aus dem Umland aufnimmt“, so Pohlabeln. „Dadurch wird es statistisch nicht signifikant.“

Tatsächlich stammen über die Hälfte der Ehec-Erkrankten in Bremer Krankenhäuser aus dem Umland. Doch in Hamburg ist das ähnlich. Wie viele Patienten dort aus dem Umland kommen, konnte die Hamburger Gesundheitsbehörde nicht beantworten, da „die Meldungen an die Gesundheitsämter nach Wohnort gehen“, so ein Sprecher.

Ob die Häufung an Todesfällen in Bremen wirklich nur an der statistischen Erhebungsmethode liegt, bleibt abzuwarten. Engpässe bei der Versorgung gebe es nicht, so die Gesundheitsbehörde. Die Zahl der bestätigten Ehec-Erkrankungen war in Bremen erneut gestiegen, man rechnet mit weiteren Todesfällen. JPB