Hafenklang ist in Gefahr

Berühmte Konzertbühne muss Exil verlassen. Mietvertrag vorzeitig gekündigt. Damit würde sich das Clubsterben des vergangenen Jahres fortsetzen. Große Bergstraße droht weiter zu veröden

VON ROBERT MATTHIES

Schilleroper, Tanzhalle St. Pauli und Weltbühne sind Beispiele für wichtige Konzertbühnen, die im vergangenen Jahr schließen mussten. Nun scheint mit dem Hafenklang ein weiterer anspruchsvoller Club in Gefahr. Dem Club – mehrfach für das kulturell wertvollste Programm des Jahres ausgezeichnet – wurde der Mietvertrag seines Übergangsdomizils vorzeitig gekündigt.

Seit Oktober 2006 kann der Hafenklang seine ursprünglichen Räume in der Großen Elbstraße 84 nicht mehr nutzen: Das Gebäude wird über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr saniert und aufgestockt. Um die weltweiten Kontakte zu Künstlern und Bookingagenturen nicht abbrechen zu lassen und 13 Voll- und Teilzeitkräfte nicht kündigen zu müssen, zog der Club im Dezember ins Exil im ehemaligen Karstadt-Gebäude in der Großen Bergstraße.

Der auf ein Jahr angelegte Mietvertrag wurde mit dem Verein „Vitalisierung Große Bergstraße/ Neue Große Bergstraße“ geschlossen, dem Träger des Quartiersmanagements und Hauptmieter. Der Umzug war mit dem Bezirksamt, dem Sanierungsausschuss und dem Eigentümer des Grundstücks in der Großen Elbstraße abgesprochen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Hafenklang zu einer Belebung der Großen Bergstraße beitragen würde.

Nun wurde dem Hafenklang per E-Mail vom Vermieter überraschend mitgeteilt, dass der Eigentümer des Gebäudes, die Münchner Immobilienfirma Immo Trading, eine Räumung bis zum 30. Juni dieses Jahres verlangt. Ein Grund dafür wurde dem Club nicht mitgeteilt. Die Immo Trading ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Hypo Real Estate Bank.

Für den Club hätte eine Einstellung des Veranstaltungsbetriebes zum 30. Juni schwer wiegende Konsequenzen. Mehr als 80 geplante und vertraglich zugesicherte Veranstaltungen müssten abgesagt werden. Die Refinanzierung des Umbaus wurde nach Absprache mit dem Verein „Vitalisierung Große Bergstraße“ auf zwölf Monate angelegt. Dem Trägerverein des Clubs droht die Pleite, den Mitarbeitern die Entlassung. Den Senat, die Bürgerschaft und den Altonaer Bezirksamtsleiter fordert der Club auf, ihn „mit allen Mitteln“ zu unterstützen.

Das ehemalige Karstadt-Gebäude, in dem der Hafenklang Exil fand, soll mittelfristig abgerissen werden. Ende Oktober 2006 teilte der Schweizer Investor K-Werkstatt mit, er habe den Betonklotz von der Hypovereinsbank gekauft. Bis 2010 wollten die Investoren ein Einkaufszentrum, rund 300 Wohnungen und 600 Parkplätze bauen.

Die Entwürfe, den „Schandfleck“ der Großen Bergstraße durch einen großen Glasbau zu ersetzen, wurden in Altona skeptisch bewertet. Alle Fraktionen in der Bezirksversammlung waren sich im November darin einig, dass sie den Plänen der K-Werkstatt in der bis dahin bekannten Form nicht zustimmen könnten. Bezirksamtsleiter Hinnerk Fock (FDP) sagte, es könne nicht sein, „dass wir eine Bausünde durch eine andere ersetzen“. Vermutungen, dass der Kauf und die Planungen der K-Werkstatt nun geplatzt sind, weil der Sanierungsausschuss den Plänen nicht zugestimmt hat, ließen sich bis Redaktionsschluss nicht bestätigen.