Gansäuer spricht nicht mit allen

Niedersachsens Landtagspräsident Jürgen Gansäuer (CDU) hat sich gegen die Kritik von Journalisten an seiner Interviewabstinenz gewehrt. Diese sei „sachlich nicht berechtigt und deshalb für mich nicht nachvollziehbar“. Ende April hatte die Landespressekonferenz (LPK), die Organisation der über den Landtag und die Landesregierung berichtenden Journalisten, dem Politiker vorgeworfen, dass er ausgewählten Journalisten keine Interviews mehr gegeben habe, weil diese „missliebig“ über seine China-Reise im vergangenen Herbst berichtet hätten. Die Reise war in vielen Medien als zu touristisch gescholten worden.

Gansäuer vermittle das Gefühl, „er strafe Journalisten, die kritisch Bericht erstattet haben“ und akzeptiere „das Recht auf freie Berichterstattung nicht“, schrieb die LPK an den Landtagspräsidenten. Zwei Wochen später antwortete dieser, „alleine schon aus terminlichen Gründen“ könne er nicht allen Interviewwünschen nachkommen, freue sich aber, dass die Journalisten „nach wie vor Interesse“ hätten, mit ihm persönlich in Kontakt zu treten. Außerdem verwies er darauf, dass er einer Presseagentur unlängst erst ein Interview gegeben habe. Solche „Poollösungen“, bei denen ein Medium stellvertretend für alle berichtet, wird sonst bei Prozessen in engen Gerichtssälen verwandt. Freunde dieser Art der Berichterstattung sind George W. Bush (USA) oder Hartmut Mehdorn (Bahn). Auch die taz ist Mitglied der LPK. KSC