Hertha sieht das Tor nicht

Die Berliner verlieren in der Fußball-Bundesliga gegen Schlusslicht Mönchengladbach mit 1:3, obwohl sie über weite Phasen die bessere Mannschaft waren. Hertha muss sich nun ernsthaft Sorgen um die Uefa-Cup-Qualifikation machen

Das K-Wort mit fünf Buchstaben umschiffte Falko Götz geflissentlich. „Wir sind bemüht, und die Mannschaft zeigt, dass sie gewinnen will. Die Ergebnisse passen aber nicht dazu“, sagte der Trainer von Hertha BSC, dessen Team am Samstag mit 1:3 (0:1) beim Bundesliga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach unterlag. Es war bereits das fünfte Match hintereinander, in dem die Berliner ohne Sieg blieben und insgesamt nur einen Zähler gewinnen konnten.

Da könnte man schon von einer Krise reden, zumal die anvisierte Qualifikation für den Uefa-Cup nach der erneuten Niederlage ernsthaft fraglich geworden ist. Doch auch darüber wollte Götz nicht reden. „Wir müssen erst mal Resultate holen, bevor wir auf die Tabelle schauen“, meinte der Coach mit reichlich angesäuerter Miene.

Man mochte ihn verstehen, denn in Mönchengladbach deutete zunächst vieles auf einen Berliner Erfolg hin. Hertha dominierte über weite Phasen die Partie, bot kombinationssicheren Fußball und setzte einen Gegner unter Druck, der alles andere als vor Selbstbewusstsein strotzte. Aus ihrer Überlegenheit gestalteten die Gäste aber zu wenige gefährliche Torchancen. Insbesondere Mittelfeldspieler Ashkan Dejagah neigte dazu, die Spielzüge so lange zu gestalten, bis der Ball schließlich doch verloren wurde. Mit den wenigen – und dazu unpräzisen – Distanzschüssen war den Gladbachern auch nicht beizukommen.

„15 Torchancen“ hatte Dieter Hoeneß gezählt. „Mehr geht doch in der Fremde nicht“, sagte der Hertha-Manager, der sich beklagte, dass „wir nur eine genutzt und dann Gladbach durch individuelle Fehler immer wieder aufgebaut haben“. Gewiss war das ein wenig übertrieben. Doch tatsächlich reichte es den stark vom Abstieg bedrohten Hausherren, mit Leidenschaft und Kampfgeist ihre wenigen Möglichkeiten herauszuarbeiten und zu verwerten.

Hoeneß’ Ärger richtete sich vor allem gegen Abwehrspieler Gilberto, der sich in der 69. Minute sehr nachlässig im Zweikampf den Ball von Peer Kluge abnehmen ließ und somit den Treffer zum 2:1 für die Hausherren ermöglichte. Nando Rafael schloss die Flanke von Kluge ab. Der ehemaliger Hertha-Stürmer war es auch, der bereits im ersten Durchgang ebenfalls nach Zuspiel von Kluge das 1:0 erzielte (32. Minute). „Ein Superding“ sei es gewesen, gegen den Exverein zu treffen, von Gefühlen wie Genugtuung distanzierte er sich aber. „Ich bin Berlin sehr dankbar, dass ich dort meine ersten Schritte in die Bundesliga machen durfte“, sagte Rafael, der im Januar 2006 nach über drei Hertha-Jahren nach Gladbach gewechselt war.

„Ich hätte mir gewünscht, dass unsere Stürmer so wendig und torgefährlich wie Nando gewesen wären“, schimpfte BSC-Keeper Christian Fiedler, der auch noch den dritten Gegentreffer durch Michael Delura (86.) hinnehmen musste. „Dabei hatten wir sie unter Kontrolle. Wir haben nur vergessen, aufs Tor zu schießen“, meinte Fiedler.

„Gladbach war doch stehend k.o., aber wir haben das nicht ausgenutzt“, sagte Hoeneß. Lediglich Christian Giminez traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich (56.). Dass Hertha ohne die gesperrten Leistungsträger Malik Fathi, Marko Pantelic und Josip Simunic antreten musste, wurde ebenso wenig als Entschuldigung herangezogen wie das Comeback von Yildiray Bastürk nach Innenbandriss sonderlich auffiel. Nach seiner Einwechselung verzettelte sich Bastürk in uneffektiven Einzelaktionen und passte sich dem Niveau seiner Kollegen an.

Trainer Götz hatte während des Spiels das Problem erkannt, konnte es aber nicht beheben. „Wir haben unsere spielerische Überlegenheit nicht genutzt und brauchen jetzt so ein Erfolgserlebnis, wie es die Gladbacher gefeiert haben“, meinte der Coach und setzt auf das nächste Heimspiel am Freitag gegen Cottbus. Wenn es dann wieder schiefgeht, muss er vielleicht doch das ungeliebten K-Wort bemühen. ROLAND LEROI