hamburger szene
: Bloß nicht nach München

„Und ich hatte gedacht, Osnabrück wäre schon durch.“ Im Nahverkehrszug, kurz vor der Einfahrt in den Hamburger Hauptbahnhof, diskutieren zwei St. Pauli-Fans das überraschende Ende einer turbulenten Saison: Schon an diesem Wochenende könnte der lang ersehnte Aufstieg in die zweite Bundesliga gelingen.

Einem potentiellen Konkurrenten in der zweiten Liga drücken die beiden widerwillig die Daumen: Hansa Rostock möge doch bitte in die erste Bundesliga aufsteigen, denn eine weitere Begegnung mit den Rostock-Fans wollen sich die beiden am liebsten ersparen.

Sie sind höchstens 18 und müssen mit ihrem Geld vermutlich haushalten: Vorausschauende Planung ist gefragt. „Fang schon mal an zu sparen, nächste Saison müssen wir nach München fahren.“ Bayern Münchens Saison war zwar nicht ganz so katastrophal, als dass sie in die zweite Liga absteigen würden – aber es gibt ja noch die Sechziger, und die sind bekanntlich auch in München beheimatet.

Geld für ein Zugticket muss also her. Das Hausgetränk jedes Paulianers, das gute alte Astra, spielt in die Überlegungen der beiden hinein. Beim Astra schmeckt man jeden Cent, den man gespart hat. Einerseits trägt es also zur Finanzierung des ICE-Tickets bei. Aber leider gibt es auch ein andererseits: „Das geht gar nicht“, kommt die Antwort. „Wenn ich sechs Stunden Zug fahren muss, bin ich viel zu blau, wenn ich in München ankomme.“ KARIN CHRISTMANN